Kommentar zur Freibäder-Öffnung Alle Chancen ausloten

Meinung | Bonn · Ein Sommer ohne Freibäder? Die Bonner Stadtverwaltung hält eine Öffnung der Freibäder unter bestimmten Bedingungen doch für möglich. Dieses Freizeitangebot zu sichern, ist im Kern eine soziale Frage, kommentiert unser Autor.

 Die Öffnung des Römerbades steht in diesem Jahr auf der Kippe.

Die Öffnung des Römerbades steht in diesem Jahr auf der Kippe.

Foto: Benjamin Westhoff

Ein heißer Sommer ohne Freibäder: Das darf mitten in der Corona-Krise einfach nicht passieren. Die Menschen werden womöglich gezwungen sein, auf Urlaubsreisen selbst innerhalb Deutschlands zu verzichten. Wenn es dann nicht einmal die Alternative gibt, sich im Freibad zu erfrischen und zu entspannen, wird das nicht nur auf die Stimmung von Kindern und Jugendlichen fatale Auswirkungen haben. Dieses Freizeitangebot zu sichern, ist im Kern eine soziale Frage. Und eine von Sicherheit und Ordnung: Was passiert denn, wenn die Leute stattdessen in den Rhein springen? Oder sich an öffentlich zugänglichen Seen der Umgebung drängen? Soll dann die Polizei die Menschen auseinandertreiben?

Klar: Wichtigstes Ziel bleibt, die Pandemie einzudämmen. Die Stadtverwaltung hat aber trotzdem zu voreilig erklärt, dass sie die Freibäder wahrscheinlich nicht öffnen wird. Jetzt macht sie zwar Hoffnung für den Fall, dass Bund und Land die Corona-Restriktionen lockern. Doch solange sollte Bonn nicht warten: Schon längst hätte die Verwaltung klären können, mit welchen organisatorischen Maßnahmen die Freibäder öffnen könnten. Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen hält das auch in Pandemie-Zeiten für machbar: mit einem Reservierungssystem zur Begrenzung der Nutzerzahl zum Beispiel, verstärktem Personaleinsatz zur Kontrolle und der Verkleinerung der Liegebereiche, die mit Abstandsmarkierungen versehen werden könnten. Bei angemessener Vorsorge, so die Experten, gibt es „keinen Grund, die Freibadsaison abzuschreiben“.

Für die Badmitarbeiter Kurzarbeit anzumelden, ist da kontraproduktiv. Reduzierte Arbeitszeiten machen es viel schwieriger, die Bäder zu öffnen. Zwar entlastet die Verwaltungsspitze damit den städtischen Haushalt, weil weniger Gehalt zu zahlen ist. Das ist aber eigentlich nicht gerecht: Finanziert wird das Kurzarbeitergeld hauptsächlich aus den Zwangsbeiträgen der Arbeitslosenversicherung, in die aber nicht alle Gesellschaftsgruppen einzahlen. Die Stadtverwaltung leistet Daseinsvorsorge für alle – ihre Personalkosten sollten deshalb aus Steuergeldern finanziert sein.

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