Kolumne Notizen aus B. Alle in einem Boot

Meinung | Bonn · Die Jecken sind wieder los und zeigen so, dass der Karneval auch nach Corona seine Berechtigung hat. Doch nicht jeder benimmt sich so, wie es angemessen wäre. Bonns Oberbürgermeisterin auszupfeifen, ist ein Unding, meint GA-Redakteur Richard Bongartz.

 Im Karneval darf’s auch mal ein Hunne sein.

Im Karneval darf’s auch mal ein Hunne sein.

Foto: Westhoff

Ach wie schön, es gibt sie noch, die Jecken. Auch nach der längeren Sessionspause durch die Pandemie. Mit einem Schlag machen sie die Stadt ein gutes Stück bunter – egal ob sie am Freitag auf dem Weg zum karnevalistischen Auftakt auf dem Bonner Marktplatz waren oder in vollen Zügen in Richtung Köln aufbrachen: Bienchen, Musketiere, Harlekins und das ein oder andere Fantasiewesen. Hauptsache fröhlich und Hauptsache nicht unterwegs nach Düsseldorf.

Ab 11.11 Uhr begrüßen einen die Kollegen im Büro mit einem freundlichen „Alaaf“, em Stadthüsje singen Räuber und Brings um die Wette, was manchem den Behördengang musikalisch versüßt. Bei all den Sorgen mit Energiekrise und Corona haben die Leute das Bedürfnis, mal wieder ein wenig unbeschwert durch den Tag zu schunkeln. Da soll mal einer sagen, dass Karneval an Bedeutung verliert. Von wegen: Er bringt die Leute vor die Tür und da feiernd zusammen.

Das Schöne ist ja, dass sich bei diesem Brauchtum jeder selbst aussuchen kann, was ihm am besten gefällt. Die einen sind Fans der Tollitäten und bescheren ihnen vor dem Alten Rathaus einen euphorischen Einstieg in den Fastelovend. Doch leider waren auch einige dabei, für die Toleranz ein Fremdwort zu sein scheint: Egal was man von ihr hält, Oberbürgermeisterin Katja Dörner auszupfeifen ist ein Unding.

Andere freuen sich schon auf die Sitzungen mit Rednern und Musik. Das Angebot rund um den 11.11. ist groß und wird in den nächsten Wochen fortgesetzt. Wer nicht so sehr auf Witze aus der Bütt steht, sucht sich eine Party aus – entweder mit DJs oder Livemusik. Auch der Straßenkarneval hat während der tollen Tage viel zu bieten. Besonders für die Kinder, die schon ihre Büggel für Berge von Kamelle bereithalten.

Auf all die närrischen Vorlieben passt das diesjährige Motto wie die Faust aufs zugeklebte Auge des Piraten: „Mit Pappnaas oder Höötche, mer sitze all in eenem Böötche.“ Jeder Jeck ist anders, aber Hauptsache, es sind alle dabei.

Wer aber mit all dem gar nichts anfangen kann: Es doch ejal. Da muss man nur ein paar Tage durch, dann wird das Kostüm wieder für ein paar Wochen beiseitegelegt. Denn auch der größte Jeck weiß, dass alles seine Zeit hat. Wir nähern uns besinnlich dem Advent und gehen ab kommender Woche auf den Weihnachtsmarkt.

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