Kommentar zur Neuwahl in Großbritannien Alles ist möglich

Meinung | London · Zum dritten Mal sollen die Briten aller Voraussicht nach über ein neues Parlament entscheiden, weil sich das jetzige nicht auf einen Weg beim Brexit einigen kann. In dieser Situation ist nichts vorhersehbar und alles möglich, kommentiert Katrin Pribyl.

 Labour-Chef Jeremy Corbyn.

Labour-Chef Jeremy Corbyn.

Foto: AP/House of Commons

Neuwahlen also. Zum dritten Mal nach 2015 und 2017 sollen die abstimmungsmüden Briten aller Voraussicht nach über ein neues Parlament entscheiden, weil sich das jetzige nicht auf einen Weg aus der Brexit-Krise einigen kann. Obwohl die Umfragen andeuten, dass die Konservativen unter Premier Boris Johnson eine absolute Mehrheit erreichen könnten, ist alles möglich, nichts vorhersehbar. Auch wenn sich der Regierungschef selbstbewusst präsentiert, Neuwahlen bergen ein hohes Risiko für ihn. Bislang konnte er sich mit populistischen Slogans durch seine erst kurze Amtszeit schmuggeln und auf sein Versprechen setzen, das Land am 31. Oktober aus der EU zu führen. Das hat er bekanntlich gebrochen, wofür er selbstverständlich das Unterhaus verantwortlich macht. Schuld tragen im Boris-Johnson-Kosmos immer die anderen. Ob diese für die Gesellschaft toxische Strategie aufgeht? Die europaskeptischen Hardliner der Brexit-Partei dürften Johnson in den nächsten Wochen nicht nur mit Häme überschütten, sondern vor allem genüsslich an sein Scheitern erinnern, den Brexit über die Ziellinie zu bringen.  Noch feuert ihn die mächtige europafeindliche Presse an, doch die Stimmung kann jederzeit kippen.

Das noch größere Risiko geht aber Labour-Chef Jeremy Corbyn ein. Polit-Eingeweihte mögen seine  komplizierte Position in Sachen Brexit mittlerweile verstehen, leicht zu erklären ist sie dem Volk insbesondere beim in Großbritannien traditionellen Wahlkampf an der Tür keineswegs. Viel wahrscheinlicher ist deshalb, dass die Sozialdemokraten den EU-Austritt so gut wie möglich ausklammern und sich  stattdessen auf soziale Themen fokussieren werden. Die Frage bleibt, ob das funktionieren kann bei einer Wahl, die praktisch nichts anderes als ein Stellvertreter-Brexit-Referendum ist.

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