Die USA und Afghanistan Amerikas Ignoranz

Schlimmer kann der Offenbarungseid, nie verstanden zu haben, um was es geht, kaum ausfallen. Ein Jahrzehnt nach dem Einmarsch der Amerikaner in Afghanistan ordnet der Kommandeur Nachhilfe an.

Über den Umgang mit dem, was Muslimen heiliger ist als alles andere. Man fasst es nicht. Die Koran-Verbrennungen von Bagram, die jetzt die ersten Toten nach sich ziehen, sind weder Zu- noch Einzelfall. Sondern Ausdruck einer überheblichen Gedankenlosigkeit gegenüber den kulturellen, ethnischen und religiösen Eigenheiten Afghanistans, die vor nichts zurückschreckt.

Zuletzt zeigten Videoaufnahmen US-Elitesoldaten dabei, wie sie auf die Leichen afghanischer Männer urinieren. All das steht krass im Kontrast zu dem Mantra, man müsse, wolle und werde die Herzen und Köpfe der Einheimischen gewinnen. Wie denn? Indem man den Koran wie Hausmüll verbrennt? Die hilflose Reaktion der oberen Armee-Ränge in ihren Hochsicherheits-Containern spricht Bände.

Wer dort war, weiß: Draußen im Feld zieht sich zumindest fahrlässiges Fehlverhalten im Umgang mit religiösen Riten wie ein roter Faden durch den hoffnungslosen Einsatz. Was nicht ausschließt, dass sich Tausende Soldaten des westlichen Bündnisses bemühen, die Afghanen nicht vor den Kopf zu stoßen.

Die militärischen und politischen Spitzen wissen, dass jeder Einzelfall einen Flächenbrand auslösen kann. Bagram liefert den Taliban kurz vor dem Abzug der Amerikaner tödliche Munition für ihre Propagandaschlacht. Der Westen lernt einfach nicht dazu.

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