Kommentar Amoklauf an US-Universität - Unbelehrbar

Nach dem Entsetzen kommt regelmäßig das Verdrängen. So ist es immer, wenn in Amerika der blutige Nachweis erbracht wird, dass fahrlässig laxe Waffengesetze in Verbindung mit psychisch kranken Menschen unbeschreibliches Leid auslösen können. Der Amoklauf von Oakland wird daran mit einiger Wahrscheinlichkeit nichts ändern.

Erst recht nicht in einem Wahljahr. Weder Amtsinhaber Barack Obama, geschweige denn sein künftiger Herausforderer von der republikanischen Seite wird es wagen, die jüngste Tragödie zum Anlass zu nehmen, die allgegenwärtige Verfügbarkeit von Waffen einzuschränken oder gar zu dämonisieren. Die übermächtige Waffenlobby der "National Rifle Association" (NRA) würde einen Sturm des Widerstands entfachen, der alles hinwegfegt.

Der Grund für diese archaische Haltung liegt in einer zivilisatorischen Rückständigkeit, die in den USA historisch bedingt als einzigartige Tugend verklärt wird: das in der Verfassung diffus verbriefte Recht, Waffen zu besitzen - und zu benutzen. Mitunter auch, wie der landesweit diskutierte Fall des getöteten schwarzen Teenagers Trayvon Martin in Florida zeigt, aus fadenscheinigsten Gründen.

Die Lesart dieses zur DNA Amerikas gehörenden Grundrechts führt nach jedem Massaker, nach jedem Amoklauf zu einer aus europäischer Perspektive betrachtet sprachlos machenden Routine, in der keine Lernkurve zu erkennen ist. Opfer betrauern, Angehörige trösten, kurze, politische Scheingefechte führen. Abhaken. Bis zur nächsten Katastrophe. Hauptsache, es ändert sich nichts.

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