Jugendarbeitslosigkeit in Europa An die Arbeit

In weiten Teilen der Europäischen Union grassiert die Arbeitslosigkeit in einem derart erschreckenden Ausmaß, dass selbst das schlimme Wort der "verlorenen Generation" noch verharmlosend erscheint.

Noch erstickt die Brüsseler Bürokratie die Vergabe von Hilfsgeldern, die längst bereitgestellt sind. Dass Kommission, Parlament und Mitgliedstaaten sich nun auf einen kleinen Kahlschlag geeinigt haben und eine leichtere Vergabe von Startkapital ermöglichen, ist tatsächlich ein Durchbruch. So werden bürokratische Auflagen zurückgestellt. Doch das ändert nichts daran, dass den Brüsseler Institutionen die Hände gebunden bleiben. Kein Kommissar und kein Volksvertreter haben das Recht oder die Möglichkeiten, per Diktat Griechen, Spaniern oder Portugiesen vorzuschreiben, mit welchen Maßnahmen deren Arbeitsmärkte angekurbelt werden sollen. Die Verantwortung für das Schicksal der jungen Menschen liegt nicht in Europa, sondern in den Händen der nationalen Regierungen.

Geld aus Brüssel kann helfen, es kann aber keine Jobs aus dem Boden stampfen. Eine investitionsfreundliche Atmosphäre, eine schlanke Verwaltung, eine effiziente Bürokratie - all das sind Voraussetzungen, die man nur in den Ländern selbst schaffen kann. Nicht aber am Sitz der Gemeinschaft.

Vor diesem Hintergrund sind die zum Teil scharfen Vorwürfe der jungen Menschen Richtung EU als Ausdruck der Enttäuschung und Wut über das Versagen der Politik nachvollziehbar, obwohl sie in der Sache falsch bleiben. Dennoch haben sich die EU-Spitzen mit ihrer "Jugendgarantie" und dem Versprechen, jedem arbeitssuchenden jungen Menschen einen Platz anzubieten, weit aus dem Fenster gelehnt. Ohne Mithilfe der Wirtschaft, ohne Beteiligung der Unternehmen, ist das nicht möglich. Nicht einmal dann, wenn die Milliarden aus Brüssel so etwas wie die Übernahme des Lohnes für Auszubildende bedeutet. Eine Perspektive wird daraus erst, wenn das ökonomische Klima nicht nur eine Brückenfinanzierung, sondern auch eine dauerhafte Übernahme garantiert. Von diesem Punkt sind die südlichen Länder noch weit entfernt.

Von anderen zu lernen, heißt in diesem Fall, den Gürtel enger zu schnallen. Egal ob man ins Baltikum schaut, wo eine mindestens gleich tiefe Krise vor acht Jahren überstanden wurde, oder ob man das viel gelobte Deutschland als Beispiel heranzieht: Ohne Abschied von früheren und lieb gewordenen Wohltaten sind die nationalen Arbeitsmärkte nicht auf Dauer sanierbar. Doch das muss nun endlich gelingen. Denn es geht längst nicht mehr nur um die betroffenen jungen Leute, sondern auch um das Überleben der Länder selbst.

Die Vorstellung, dass ihnen am Ende eine ganze Generation von Handwerkern, Ärzten, Forschern oder Lehrern fehlt, darf niemanden ruhig schlafen lassen.

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