Kommentar Anklage gegen Bank-Manager Fitschen - Angenagte Reputation

So hat sich Jürgen Fitschen seine letzten Jahre an der Spitze der Deutschen Bank sicher nicht vorgestellt: Aufräumen, eine zukunftsorientierte Strategie etablieren, dann mit lauter Lobreden abtreten, das dürfte sein Plan gewesen sein.

Der geht nicht auf. Stattdessen wird er von April an persönlich vor Gericht erscheinen müssen. Bei Strafprozessen kann man sich nicht vom Anwalt vertreten lassen. Das wird an der Reputation der Deutschen Bank ähnlich nagen wie seinerzeit Josef Ackermanns Präsenz beim Mannesmann-Prozess. Zumal neben Fitschen ein halbes Dutzend ehemalige Bankvorstände vorgeladen ist.

Fitschen versichert, er habe "nicht gelogen und nicht betrogen". Die Bank sagt, für alle gelte bis zum Urteil die Unschuldsvermutung. Stimmt. Auch in der Sache spricht einiges für die Bank. Denn jeder, der das Medienimperium von Leo Kirch ein wenig verfolgte, wusste, dass es auf Kante finanziert war. Und dass solches Wissen die Fantasie von Investmentbankern anregt, wie man für den Fall des Zusammenbruchs die Teile provisionsträchtig verwerten könnte, ist klar.

Dazu brauchte es kein Interview über die Kreditwürdigkeit des Kirch-Konzerns. Sich gegen solche Vorwürfe zu wehren, war gutes Recht der Bank. Ein falscher Vortrag vor Gericht gehört freilich nicht zu den akzeptablen Methoden. Ob sich Fitschen den geleistet hat, wird man sehen.

Für die Deutsche Bank kommt hinzu, dass die wahrscheinliche Teilhabe an Zins- und Kursmanipulationen auch den zweiten Co-Vorstand belastet, den ehemals fürs Investmentbanking verantwortlichen Anshu Jain.

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