Kommentar Anschlag in Toulouse: Gefährliches Klima

Noch ist Zurückhaltung angebracht: Ob der Attentäter von Toulouse aus Juden- oder Rassenhass handelte, ob er Einzeltäter oder Mitglied einer (Terror-) Gruppe ist, weiß man nicht. Auch nicht, ob es sich um ein- und denselben Mann handelt, der gestern vier Menschen erschossen hat und vergangene Woche drei Fallschirmjäger.

Auch wenn es Parallelen gibt; nicht zuletzt gehörten die Opfer Minderheiten an. Zufall oder gezielte Attacken?

In jedem Fall drängt sich ein Thema in den Präsidentschaftswahlkampf: der Umgang Frankreichs mit und der Schutz für Minderheiten. Bislang wettert einerseits Rechtspopulistin Marine Le Pen erfolgreich gegen Ausländer, Muslime und die EU. Unter dem Druck zäher Umfragewerte eifert ihr Nicolas Sarkozy nach, der die Einwanderung begrenzen und das Schengen-Abkommen aufweichen will.

Auf den ersten Blick mag das Attentat auf eine jüdische Schule damit nichts zu tun haben. Und doch stellt sich die Frage nach dem gesellschaftlichen Klima, in dem extremes menschenverachtendes Gedankengut wächst und gedeiht. Und das Klima in Frankreich ist für Menschen, die sich als Sündenböcke eignen, nicht günstig.

Le Pen wie Sarkozy befördern eine Kultur der Ausgrenzung und der Spaltung in "gute" und "schlechte" Franzosen; das ist Stimmungsmache. Deshalb reicht jetzt die Erschütterung über die Attentate nicht aus - ebenso wichtig ist ein klares Bekenntnis für ein offenes, tolerantes Frankreich.

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