Kommentar zur Bildungsstudie Armutszeugnisse
Meinung | Bonn · Es wird dringend Zeit, dass es mehr und schnellere Zusammenarbeit der Länder unter Beteiligung des Bundes gibt, kommentiert GA-Korrespondent Jan Drebes.
Zunächst die eine gute Nachricht: Beim Lesen schneiden die Viertklässler in Deutschland weiterhin so gut ab wie vor fünf Jahren. Das war es dann aber auch schon. Nicht nur bundesweit, speziell in Nordrhein-Westfalen und einigen Stadtstaaten zeigen sich ernste Probleme mit der Grundschulbildung.
Das ist insofern beschämend, als dass jetzt die Auswirkungen von häufig jahrelang falsch gelaufener Bildungspolitik offenkundig werden: Einsparungen bei Lehrern, unterschiedliche Bezahlung und Beamtenmodelle, massenhafter Unterrichtsausfall, häufig fehlgeleitete Ausstattungen, kaum Sanierungen der Gebäude und mangelhaft angepasste Lehrerausbildung sind Armutszeugnisse für eines der reichsten Industrieländer der Welt. Dabei kommt auf die Lehrer und Schüler die größte Herausforderung der vergangenen Jahrzehnte erst noch zu: Wenn immer mehr Schüler mit Migrationshintergrund in die Klassen kommen, bedarf es einer guten Organisation und hochmotivierter Lehrer.
Sprachhindernisse müssen überwunden werden, Eltern, die kein Deutsch sprechen, sollen bei den Hausaufgaben helfen. Leider dürften viele Maßnahmen zu spät kommen. Und angesichts der Langsamkeit der Kultusministerkonferenz, die in den vergangenen Tagen den zaghaften Beschluss fasste, eine bundesweite Werbekampagne für das Lehramtsstudium zu erwägen, stellt sich die Frage, ob für die drängenden Herausforderung die richtigen Strukturen herrschen. Es wird dringend Zeit, dass es mehr und schnellere Zusammenarbeit der Länder unter Beteiligung des Bundes gibt.