Kommentar Atomkraft in Europa - Voll Energie

Ein gutes Jahr nach der Katastrophe von Fukushima ist klar: Außer Deutschland wird kein weiterer Mitgliedstaat der Union vergleichbar weitreichende Konsequenzen ziehen. Im Gegenteil: Während hierzulande die Meiler bis 2022 abgeschaltet werden müssen, planen unsere Nachbarn schon wieder neue Öfen.

Dass sie das auch noch mit deutschen EU-Geldern tun wollen, ist allerdings ein Zynismus ohne Beispiel. Bei allem Verständnis für die Funktionsweise der Europäischen Union: Das darf niemand zulassen.

Rein sachlich ist der Vorstoß aus London, Paris, Prag und Warschau sogar nachzuvollziehen. Der Umstieg samt Rückbau der abgeschalteten Meiler verschlingt Unsummen. Politischer Flurschaden durch den Streit um neue Stromtrassen ist da noch gar nicht eingerechnet. Viel entscheidender aber ist die Tatsache, dass unsere Nachbarn die selbstzerfleischende Debatte um die Risiken der Kernenergie, wie sie nach Fukushima in Deutschland entbrannte, nicht mitgemacht haben. Für sie ist und bleibt die Kernkraft eine vergleichsweise sichere und vor allem effiziente Methode, den Energiebedarf zu sichern und gleichzeitig den CO2-Austoß zu senken.

Es gibt in unserer Nachbarschaft offenbar niemanden, der davon überzeugt ist, dass eine sichere Energieversorgung zu bezahlbaren Tarifen ohne Atomstrom möglich ist. Wenn ein Land wie Polen, das seinen Energiemarkt ohnehin wegen der bisherigen Kohle-Abhängigkeit umbauen muss, nicht auf regenerative Träger, sondern auf die Kernkraft setzt, dann sagt das viel über die mangelnde Überzeugungskraft der deutschen Energiewende.

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