Alte Autos Autos haben auch Gefühle

Wer fährt heutzutage noch mit einem fast 16 Jahre alten Auto durch die Gegend, das in einer Zeit gebaut wurde, als Navigationssysteme eher aus der Seefahrt als in fahrbaren Untersätzen bekannt waren. Ungefähr die Hälfte seiner Lebenszeit, fast acht Jahre, hat mein Wagen mir wertvolle Dienste geleistet.

Er ist viel herumgekommen, auch wenn die Familie bei längeren Urlaubsfahrten zuletzt doch ein wenig misstrauisch geworden war und lieber dem fünf Jahre jüngeren Bruder, im übrigen das gleiche Modell, vertraut hatte. Das hat mein Wagen mir möglicherweise schon ein wenig übel genommen.

Lange war klar, dass der November zum Monat der Trennung werden würde. Der Termin steht auf der kleinen Plakette auf dem hinteren Nummernschild. Auch wenn den alten Spruch "Bis dass der TÜV uns scheidet" sicher nur noch wenige kennen - in Zeiten, in denen es für viele alle zwei Jahre einen neuen Dienstwagen gibt.

Für mich hat er durchaus noch eine Bedeutung, nachdem sich meine letzten beiden Fahrzeuge jeweils mit Motorschaden von mir verabschiedet hatten. Ein wahrhaft unrühmliches Ende. Die unfreiwilligen Aufenthalte an einer Autobahn und einer Landstraße sind mir in schlechter Erinnerung geblieben.

Dieses Mal sollte der Abschied also von langer Hand geplant sein. Das neue Modell bereits gekauft, das alte in Zahlung gegeben. Der Tausch sollte gestern Nachmittag stattfinden. Gestern Morgen dann die Überraschung. Das alte Auto streikte - zum ersten Mal in fast acht Jahren.

Dummerweise hatte es sich für seinen Protest auch noch einen entfernteren Ort ausgesucht. Alle Beschwichtigungsversuche waren vergeblich. Die Karre sprang einfach nicht an. Beim Heimweg vom Joggen war ich auf fremde Hilfe angewiesen. Warum aber hatte sich mein immer so zuverlässiger Wagen dafür gerade diesen Tag ausgesucht? Vielleicht, weil ein Auto ja auch Gefühle hat und gekränkt war.

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