Kommentar Bahn - Grundkonflikt bleibt

Berlin · Bahnfahrer atmen auf, nachdem der Mega-Tarifkonflikt rund um die Schiene beigelegt ist. Jetzt herrscht erst einmal Friedenspflicht. Bis zum Herbst 2016 darf es keine neuen Streiks geben. Es stellt sich nun die Frage: Was bleibt?

Ein Gewinner heißt Bodo Ramelow. Noch nie hat ein amtierender Ministerpräsident in einem Tarifstreit geschlichtet. Dass die Schlichtung gelang und dann auch noch beim Staatsunternehmen Bahn, wird dem Linken-Politiker Anerkennung einbringen. Gerade im Westen, wo die Linkspartei so sehr danach dürstet. Allerdings darf man nicht vergessen, dass Ramelow zu Beginn der Schlichtung nicht immer bella figura gemacht hat, sondern kräftig gegen die Bahn ausgeteilt hat. Es spricht viel dafür, dass der zweite Schlichter, Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), mit seiner besonnenen Art den hochfahrenden Ramelow immer wieder gebremst hat und nur so eine Einigung gelang.

Ein weiterer Gewinner ist GDL-Chef Claus Weselsky. Er hat geliefert, was er versprochen hat: einen eigenständigen Tarifvertrag nicht nur für Lokführer, sondern auch für das Begleitpersonal und die Disponenten. Dafür musste er einen Preis bezahlen: Er konnte nicht bessere Konditionen aushandeln als die Konkurrenz-Gewerkschaft. Der Grundkonflikt zwischen den konkurrierenden Gewerkschaften ist damit allerdings nicht gelöst. Bei der nächsten Runde könnte das Spiel wieder von vorn los gehen: GDL und EVG müssen sich zusammenraufen und gemeinsam verhandeln, ansonsten droht eine Neuauflage des Dramas.

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