Kommentar Behinderte und der Arbeitsmarkt - Theorie und Praxis

Recht haben und recht bekommen, ist oft zweierlei. Behinderte haben ein verbrieftes Recht auf gleiche Teilhabe am Arbeitsleben wie nicht behinderte Menschen. Grau ist alle Theorie, die Praxis sieht anders aus.

Die Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt bleibt die Ausnahme, die Behinderten-Werkstatt die Regel. Mit dem Ziel der Inklusion in NRW hat das wenig bis nichts zu tun.

Der Konjunkturaufschwung der letzten beiden Jahre ist an den Behinderten vorbei gegangen. Bei der Suche nach jungen Leistungsträgern sind Menschen mit Handicap schlicht übersehen worden. Nicht jeder Berufszweig ist geeignet, ein schwerbehinderter Maurer auch künftig kaum denkbar.

Viele Arbeitsplätze aber könnten mit Behinderten besetzt werden, wenn Vorurteile über deren geringe Leistungsfähigkeit ausgeräumt würden. Erfolgreiche Integrationsfirmen beweisen das Tag für Tag.

Wenn "Inklusion" nicht zur politischen Propaganda verkommen soll, muss sie mit Leben erfüllt werden. Dazu gehören fest terminierte Zielvereinbarungen mit der Wirtschaft, zusätzliche Qualifizierungsmaßnahmen und gezielte Förderinstrumente. Vor allem aber braucht es mehr Fantasie in Betrieben, Arbeitsplätze für Behinderte umzurüsten. Pragmatische Aufsichtsbehörden könnten da manches Hindernis wegräumen.

Die Ausgleichsabgabe missverstehen viele Firmen als bequeme Ablasszahlung. Das aber widerspricht dem Sinn des Gesetzes. Inklusion muss von den politischen Sonntagsreden endlich auf den Alltag übertragen werden.

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