Kommentar Beistand im Baltikum
Russland nur eine Regionalmacht? Was Barack Obama vor einem Jahr in Reaktion auf den russischen Landraub der ehemals ukrainischen Halbinsel Krim spottete, war für Wladimir Putin maximale Provokation.
Der russische Präsident wollte die verbale Attacke des US-Präsidenten auch als Aufforderung verstehen, die Muskeln einer Großmacht spielen zu lassen, woran Putin ohnehin Freude hat. Seither setzt Moskau gezielt Nadelstiche gegen die Nato und provoziert mit Manövern nahe der Bündnisgrenzen.
Die Beziehungen zwischen der Nato und Russland sind mit der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim und dem Krieg in der Ostukraine auf einem Tiefstand. Was als strategische Partnerschaft gedacht war, ist heute ein reichlich kalter Frieden. Auch deshalb hat die Nato den Schutz der Staaten an ihrer östlichen Flanke verstärkt. Estland, Lettland und Litauen fühlen sich ebenso wie Polen oder Rumänien von Russland latent bedroht.
Wie hatte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen noch gesagt: "Lassen wir im Ernstfall die Balten im Stich, ist die Nato tot." Also verstärkt die Allianz ihre Schutzflüge über Nord- und Ostsee, wo russische Jagdbomber immer wieder unangemeldet auf- und abtauchen. Russland will Zeichen eigener Stärke an das transatlantische Bündnis senden. Die Nato wiederum schickt ihre Signale in Richtung Moskau: Wir sind da, nicht mit uns.
So halten sich Nato und Russland in Bewegung und wissen doch um die Stärke der anderen Seite. Moskau schafft an den Nato-Grenzen gezielt Unruhe. Das genügt Putin vorerst. Und die Nato weiß dies einzuschätzen.