Kommentar zum geplanten Cyber-Kommando der Bundeswehr Bereit zur Abwehr

Krieg der Sterne? Nein, aber doch ein möglicher Krieg, eine Auseinandersetzung, die physisch nicht greifbar ist und gleichwohl das Leben einer Volkswirtschaft komplett lahmlegen kann. Wie Staaten, Großkonzerne oder Energieversorger muss sich auch die Bundeswehr in einer zunehmend vernetzten und digitalisierten Welt auf Angriffe aus dem Cyber-Raum einstellen.

Wie ernst die Bedrohung durch ausländische Nachrichtendienste oder Hacker mit terroristischer Absicht ist, zeigt, dass die Nato einen groß angelegten Cyber-Angriff gegen eines ihrer Mitglieder inzwischen zu einem möglichen Bündnisfall erklärt hat. Einen Angriff nach Artikel 5 des Nordatlantikvertrages hat die Allianz bislang einmal ausgerufen: nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in New York, Washington und Pittsburgh auf die Nato-Führungsmacht USA.

Allein dies macht die Dimension klar, die ein groß angelegter Hacker-Angriff auslösen könnte. Viren wirken wie Bomben, Hacker fungieren wie Piloten an Bord eines Kampfflugzeuges. Punktgenau ins Ziel. Und schon wäre die Energieversorgung einer Region oder, militärisch betrachtet, eine fliegende Einheit kampfunfähig.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen handelt auf der Höhe der Zeit, wenn sie nun in einem eigenen Cyber-Kommando, das sie mit einiger Wahrscheinlichkeit zur eigenen Teilstreitkraft ausrufen wird, bislang zerstreute Fähigkeiten für den Abwehrkampf der Truppe gegen Angreifer aus der digitalen Tiefe des Raumes neu organisiert. Der Feind schläft nicht. Die Bundeswehr braucht zumindest eine funktionierende Cyber-Abwehr, wenn Fähigkeiten zum digitalen Angriff derzeit nicht das erklärte Ziel sein sollen.

Moderne und somit digital vernetzte Gesellschaften sind störanfällig. Nicht anders verhält es sich mit modernen Waffensystemen oder einem Gefechtsstand. In jedem Eurofighter sind 100 Kilometer Kabel verbaut, 80 Computer an Bord verarbeiten Daten für Flugbetrieb, Radar oder Zielkoordinaten. Hacker können, wenn ihnen ein Angriff gelingt, einer Streitkraft die Kampfkraft nehmen. Damit kann ein Krieg entschieden werden, ohne einen einzigen Schuss abzugeben, mindestens jedoch aber ein entscheidender Vorteil erzielt werden.

Die vernetzte Welt ist kompliziert. Sie schafft Chancen, aber eben auch neue Gefahren. Das gilt gerade für Streitkräfte mit ihren hochmodernen Waffensystemen. Die Bundeswehr hat sich zu einer Armee im Einsatz gewandelt. Und der Einsatz heute kann auch Cyber-Abwehr beinhalten.

Deswegen ist es richtig, dass von der Leyen als Expertin in eigener Vorneverteidigung die Truppe dafür rüstet. Gut möglich, dass von der Leyen mit ihrer Cyber-Offensive dem bislang dafür zuständigen Innenminister weiter den Rang abläuft. Nein, kein Cyber-Einsatz der Bundeswehr im Inneren. Aber es genügte ihr doch, das Thema sehr prominent zu besetzen.

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