Kommentar Berlin-Besuch von Antonis Samaras - Der griechische Patient
Die Zeit läuft. Spätestens im Herbst wird eine Entscheidung überfällig, wie es mit Griechenland in der Euro-Zone weiter geht.
Dann hat das Bundesverfassungsgericht sein Urteil in Sachen Parlamentsbeteiligung bei grundlegenden Euro-Entscheidungen der eigenen Regierung gesprochen. Und dann hat die Gläubiger-Troika aus EU, EZB und IWF ihren Report vorgelegt, wie willig der griechische Patient bei der Genesung seiner chronischen Schuldenkrankheit mithilft.
Quält sich Griechenland in der Reform-Reha ehrlich, wird die Regierung von Antonis Samaras wohl mehr Zeit bekommen, die verabredeten Einschnitte auch umzusetzen. Und wer in einer Schuldenkrise mehr Zeit bekommt, der bekommt damit mindestens indirekt auch mehr Geld.
Dabei ist eine Vorentscheidung über Griechenlands Verbleib in der Euro-Zone schon gefallen. Sowohl Bundeskanzlerin Merkel wie auch Frankreichs Präsident Hollande haben gesprochen: Griechenland bleibt Teil der Euro-Zone. Gegen den Willen von Nummer eins und Nummer zwei in Europa wird der Rest der Gemeinschaft nicht opponieren, jedenfalls nicht erfolgreich.
Beide folgen der Erkenntnis, dass die Folgen eines Ausstiegs Griechenlands (auch für die heimische Wirtschaft) letztlich nicht kalkulierbar sind. Euro-Investment gegen Drachme-Rendite - das wäre heikel. Merkels Euro-Rechnung ist damit aber noch nicht komplett. Ein nächstes Rettungspaket könnte sie in die Nähe einer Vertrauensfrage bringen. Vertrauen, Zeit und Geld sind ein explosiver Dreisatz.