Kommentar Beschäftigung - Schönheitsfehler

Das Jahr 2012 ist vergangen - ohne Weltuntergang und auch ohne den oft heraufbeschworenen Absturz des Arbeitsmarktes. Trotz Euro-Krise und Konjunkturängsten beschäftigten die Unternehmen und Behörden in Deutschland so viele Mitarbeiter wie nie zuvor.

Und trotz vieler Unwägbarkeiten in der wirtschaftlichen Entwicklung stehen die Chancen immerhin nicht schlecht, dass der Arbeitsmarkt auch 2013 halbwegs stabil bleibt. Im Vergleich zu Krisenländern wie Spanien oder Griechenland leben deutsche Arbeitnehmer und Jobsuchende in geradezu paradiesischen Verhältnissen.

Doch die Bilanz trüben Schönheitsfehler. Den Preis für das deutsche "Jobwunder" müssen in vielen Fällen die Arbeitnehmer zahlen. Drei Beispiele: Immer mehr Menschen verdienen so wenig, dass sie von ihrem Arbeitslohn nicht leben können und zusätzliches Geld vom Staat erhalten.

2011 bekamen 1,21 Millionen Erwerbstätige - so genannte Aufstocker - insgesamt 10,73 Milliarden Euro aus Steuergeldern, während ihre Arbeitgeber von den Niedriglöhnen profitierten. Beispiel zwei: Viele neue Arbeitsverträge werden mit Befristung abgeschlossen. Ihr Anteil stieg zwischen 2001 und 2011 von 32 auf 45 Prozent. Drittens: Nach Einführung von Mindestlöhnen in der Zeitarbeit weichen viele Arbeitgeber auf Werkverträge aus, um weiterhin Billiglöhner beschäftigen zu können.

Diese Entwicklungen bleiben in den Statistiken zur Beschäftigung verborgen. Ihre sozialen Folgen zeigen sich ganz real.

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