Kommentar Blick in den Spiegel
Die deutschen Schwimmer stehen vor einem historischen Debakel. Nicht nur, weil ihre Aushängeschilder Paul Biedermann und Britta Steffen aus der Weltspitze gepurzelt sind und das Team in London nicht als Vorbilder mitziehen konnten. Nicht nur, weil es womöglich keine Medaillen für den Deutschen Schwimmverband bei den Spielen geben wird. Sondern vor allem, weil auf breiter Front an den persönlichen Bestzeiten vorbeigeschwommen wurde.
Das zeigt: Hier stimmt etwas Grundsätzliches nicht. Ob es mit Trainingsmethoden, mit Personen, mit strukturellen Defiziten oder mit Kompetenzen und deren Verteilung zu tun hat, das muss der DSV sehr schnell herausfinden. Wahrscheinlich liegt in allen Bereichen viel Arbeit an. So muss man zügig einen Nachfolger für Bundestrainer Dirk Lange finden, von dem man sich im November trennte. Ein starker Mann muss her, der die Dinge in die Hand nimmt.
Frappierend ist, wie weit Selbsteinschätzung und Realität im DSV-Team auseinander lagen. Wenige Tage vor Beginn der Wettbewerbe hatte Jürgen Fornoff, der für den DSV im Beirat Leistungssportentwicklung des Deutschen Olympischen Sportbundes sitzt, betont, wie gut die Stimmung in der schwimmenden Truppe wäre. Ähnlich hatte sich auch der Wuppertaler Trainer Farshid Shami, der in London mitverantwortlich im DSV-Team tätig ist, geäußert.
Doch eine gute Stimmung ist offenbar kein Gradmesser für eine gute Leistung. London hat dem deutschen Schwimmsport den Spiegel vorgehalten. Dieses Bild gilt es, bis 2016 zu korrigieren.