Kommentar zur öffentlichen Verschwendung Lauter Baustellen
Meinung | Bonn · Der Bund der Steuerzahler kritisiert in seinem Schwarzbuch 2019 die Kostensteigerungen bei der Beethovenhalle und der Viktoriabrücke. Aber Bonn ist kein Einzelfall, kommentiert GA-Chefredakteur Helge Matthiesen.
Es ist ein Ritual mit einem gewissen Unterhaltungswert, wenn der Steuerzahlerbund sein Schwarzbuch vorlegt. Wenig macht Menschen mehr Spaß als Schadenfreude, zumal wenn sie jene trifft, die in Amtsstuben mit Machtbefugnissen und oft genug auch einem gewissen Dünkel ausgestattet sind. Geändert hat sich nach der Vorlage der Fehlleistungen meist wenig, denn viele vermeintliche Verschwendungen haben erklärbare Ursachen in Pech, Fehler und Fehleinschätzung. Menschliches Versagen gibt es auch außerhalb von Behörden reichlich.
Bonn ist natürlich auch dabei und gleich mit zwei Projekten, die leider beide nicht in die oben genannten Kategorien fallen. Sowohl die Beethovenhalle als auch das Projekt Viktoriabrücke gehören zu den vermeidbaren Problemfällen. Es ist seit Jahren bekannt, dass zum Beispiel eine nicht abgeschlossene Planung bei Baubeginn zu hohen und dann unkalkulierbaren Mehrkosten führt. Es gibt auch seit Jahren Debatten darüber, wie man die Überforderung von Stadtverwaltungen durch komplexe Bauprojekte wie eine Brücke – hier auch noch mit Baldachin – vermeiden kann. Es zieht nur leider niemand Konsequenzen.
Bonn ist kein Einzelfall. Aber mehr Verantwortungsbewusstsein würden sich die Bürger wünschen. Doch selbst nach dem WCCB-Desaster ist keine Lernkurve zu verzeichnen. Kostensteigerungen sind kein Schicksal. Sie lassen sich vermeiden, mindestens eingrenzen wie private Bauherren jeden Tag demonstrieren. Aber nichts zu tun, wenn das systematische Problem hinter hohen Kosten eigentlich erkannt ist, lässt sich nicht entschuldigen. Diese Woche belegte die Stadt Bonn noch einmal, dass sie an dieser Stelle ein grundsätzliches Problem hat. Sie weiß, dass sie Personal abbauen muss. Aber sie tut es einfach nicht.