Kommentar zur Stadtverwaltung in der Corona-Krise Botschaft mit Fragezeichen

Meinung | Bonn · Die Stadtoberhäupter in NRW müssen derzeit zeigen, ob sie gute Krisenmanager sind. Ob sie die Bürger mit kühlem Kopf durch eine schwierige Zeit führen können. Eine vorschnell bei Twitter und Facebook platzierte Äußerung von Bonns OB Ashok Sridharan sieht GA-Redakteur Andreas Baumann da eher kritisch.

 Ordnungsamt und Polizei machen Restaurantbesitzer darauf aumerksam, dass sie nun auch schließen müssen und kontrolieren das.

Ordnungsamt und Polizei machen Restaurantbesitzer darauf aumerksam, dass sie nun auch schließen müssen und kontrolieren das.

Foto: Meike Böschemeyer/MEIKE BOESCHEMEYER

In der Krise schlägt die Stunde der Exekutive. Ausgerechnet in dem Jahr, in dem (mutmaßlich) die Kommunalwahlen stattfinden, müssen die Stadtoberhäupter in NRW zeigen, ob sie gute Krisenmanager sind. Ob sie die Bürger mit Tatkraft und kühlem Kopf durch die schwierige, vielen Menschen Angst machende Zeit führen können. Ob sie die beste Entscheidung zur richtigen Zeit fällen. Ob sie einen angemessenen Ton treffen, wenn sie sich an die Bürger wenden.

Das Infektionsschutzgesetz verleiht den Kommunen im Moment große Macht. Sie können über die Vorgaben der Bundesländer hinausgehen. So war Bernd Wiegand, Oberbürgermeister von Halle/Saale, der Erste in Deutschland, der Schulen und Kindergärten seiner Stadt schließen ließ. Henriette Reker hat mit ihrem Krisenstab entschieden, dass in Köln höchstens zwei Personen in der Öffentlichkeit zusammenstehen dürfen. Und der Koblenzer OB David Langer droht mit 25.000 Euro Bußgeld, wenn sich Bürger nicht an die Corona-Verfügungen halten. Die Last einer solchen Verantwortung muss für die Frauen und Männer an der Verwaltungsspitze fast schon unmenschlich hoch sein.

Vielleicht ist das der Grund für die etwas ungeschickt platzierte Botschaft des Bonner Oberbürgermeisters am Samstag. Da rügte Ashok Sridharan auf Twitter und Facebook, dass immer noch zu viele Menschen in der Öffentlichkeit unterwegs seien. Wie anderen Posts im Netz zu entnehmen ist, gilt das wohl vor allem für Gruppen von Jugendlichen, die sich auf Straßen und Plätzen trafen.

Sridharan kündigte an, er werde „weitere Maßnahmen für Bonn“ einleiten – was immer das heißen sollte. Man kann dies zwar als Versuch verstehen, Unbelehrbare unter Druck zu setzen. Sinnvoller wäre aber gewesen, er hätte gewartet, bis die Maßnahmen mit seinem Krisenstab besprochen und beschlossen sind. Das soll erst am Montag passieren. Bis dahin sorgt Sridharans Botschaft nur für Verunsicherung in der wachsenden Koalition der Vernünftigen.

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