Kommentar Bundeswehr - Globalisierte Gefahr

Die Welt der vernetzten Sicherheit ist kompliziert. Sie ist kompliziert, weil auch Gefahren vernetzt sind. Die Terrormiliz Islamischer Staat tut alles, um zerfallende Staaten wie Syrien und Irak vollends zu zerstören.

Je mehr Chaos sie anrichtet, desto besser kann sie ihr radikalislamisches Kalifat auf den Trümmern dieser Staaten bauen. Russland wiederum tut viel, um seinen früheren Satellitenstaat Ukraine wegen Ungehorsams dem Großmachtwillen Moskaus gegenüber zu zerstückeln. In diesem Umfeld bewegt sich der Nato-Partner Deutschland mit seiner Parlamentsarmee Bundeswehr, die im Norden Iraks kurdische Peschmerga und nun auch Jesiden-Milizen trainiert und mit Waffen versorgt.

Auf ukrainischen Boden hat die Bundeswehr noch keinen Fuß gesetzt (und wird es tunlichst auch unterlassen), aber doch: Deutschland ist mit den Niederlanden Teil der Speerspitze der superschnellen Nato-Eingreiftruppe, mit der das Bündnis vor allem an seiner Ostflanke binnen kürzester Zeit auf Bedrohungen reagieren will. Es ist eine Antwort der Nato, weil sich Estland, Lettland, Litauen und auch Polen zunehmend von Russland bedroht fühlen. Die Nato-Führungsmacht USA, die sich zunehmend auch in den pazifischen Raum orientiert, hat ein Interesse, dass Europa seine Sicherheit und die Verteidigung europäischer Bündnisgrenzen zunehmend allein gewährleisten kann. Wenn US-Verteidigungsminister Ashton Carter in diesen Tagen dem deutsch-niederländischen Corps in Münster seine Aufwartung macht, will er diese "Speerspitze" des Bündnisses bewusst aufwerten. Die neue Nato setzt - so komisch es klingt - wieder stärker auf konventionelle Verteidigung. Nicht ohne Grund hat Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen den Kampfpanzer Leopard II wieder neu entdeckt und eine deutliche Aufstockung der deutschen Panzerflotte angeordnet.

Die Bundeswehr rüstet sich in dieser Welt der globalisierten Gefahren. Genauer gesagt: Sie müsste gerüstet sein. Doch es fehlt der Truppe an manchem. Hier die gut gewappnete Speerspitze und einige andere priorisierte Einheiten, denn die Einsätze in Afghanistan, in Mali, im Kosovo oder vor der libanesischen Küste gehen weiter. Und es werden weitere Anfragen auf Deutschland und die Bundeswehr zukommen. Aber dann mangelt es der Truppe doch an Rüstzeug beziehungsweise Gerät, das die Soldaten im Einsatz dringend brauchen: strategischer Lufttransport, Verlegefähigkeit, Aufklärungsdrohnen, Transportpanzer und am Ende auch ein Standardgewehr, das den Anforderungen heutiger Militäreinsätze genügt. Wie hatte Außenminister Frank-Walter Steinmeier noch gesagt: Deutschland sei zu groß und zu wichtig, um Weltpolitik nur von der Seitenlinie zu kommentieren. Es ist der Anspruch der Mittelmacht Deutschland. Sie muss sich daran messen lassen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Fügen sich bislang klaglos in ihre
DFB-Team mit neuem Spirit
Kommentar zur Fußball-Nationalmannschaft DFB-Team mit neuem Spirit
Assange und das Recht
Kommentar zur aufgeschobenen Auslieferung Assange und das Recht
Der Kaiser ist nackt
Kommentar zu Donald Trump Der Kaiser ist nackt
Zum Thema
Mehr Waffen für die Welt
Kommentar zu den globalen Rüstungausgaben Mehr Waffen für die Welt
Unvollendete Mission
Kommentar zum Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan Unvollendete Mission
Aus dem Ressort