Kommentar Chaos im Bahnnetz - Überfordert

Köln · Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch. So heißt der Bahnhof mit dem längsten Namen der Welt. Er liegt in Wales und wird von der Deutschen Bahn angefahren, die dort auf den schönen Namen Trenau Arriva Cymru hört. Prima, aber hat die Bahn über dem Fahrplan von Llanfair Pwll (wie es bei der Auskunft schnöde heißt) den von Mainz vergessen?

Einiges spricht dafür, dass es so ist. Unvergessen ist der Renditefimmel, mit dem der einstige Bahnchef Hartmut Mehdorn seine Mitarbeiter nervte. Da wurde am falschen Ende gespart, um für die Börse attraktiv zu werden und Geld für Auslandsinvestitionen freizusetzen. Aber selbst wenn mehr fürs Netz ausgegeben worden wäre, wenn etwa die von der Bahngewerkschaft verlangten 1000 zusätzlichen Fahrdienstleiter da wären: Das würde alles nichts helfen angesichts eines Managements, das erst lange nach den Krankmeldungen in Mainz damit beginnt, Kollegen aus anderen Stellwerken dort einzuweisen.

Dieses konfuse Agieren legt den Verdacht nahe, dass die Bahn ihre Netztochter kaum mehr steuern kann. Sie hat genug andere Aufgaben. Der internationale Wettbewerb ist - auch auf deutschem Boden - scharf, und es wäre zu billig, die Bahn dafür zu kritisieren, dass sie sich ihm stellt. Aber wie soll man sich zugleich um ICE- und Frachtverkehr, Züge in Wales und Busse auf Malta kümmern - und ums deutsche Schienennetz bis zur letzten Schraube? Da überfordert die Bahn sich selbst. Das Netz, eine letztlich vom Staat zu verantwortende Monopoleinrichtung, sollte daher vom Fahrbetrieb getrennt werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Die Lage ist ernst
Kommentar zur islamistischen Bedrohung Die Lage ist ernst
Euphorie im Anflug
DFB-Team überzeugt gegen Frankreich Euphorie im Anflug
Zum Thema
Kosten über Sicherheit
Kommentar zum Einsturz der Brücke in Baltimore Kosten über Sicherheit
DFB-Team mit neuem Spirit
Kommentar zur Fußball-Nationalmannschaft DFB-Team mit neuem Spirit
Assange und das Recht
Kommentar zur aufgeschobenen Auslieferung Assange und das Recht
Aus dem Ressort