Kommentar China weist Reporterin aus - Zensur läuft ins Leere

Schon wieder Drohungen. Schon wieder Einschüchterungsversuche. Die Negativmeldungen aus China reißen nicht ab.

Nachdem die Flucht des blinden Bürgerrechtsaktivisten Chen Guangcheng in die US-Botschaft vergangene Woche der Welt erneut die Abgründe des chinesischen Justizsystems deutlich gemacht hat, knüpft sich Peking mit der Ausweisung der Al-Dschasira-Korrespondentin Melissa Chan nun die Berichterstatter selbst vor. Den Rausschmiss einer ausländischen Journalistin - das hat es in China seit 14 Jahren nicht mehr gegeben.

Dabei stellt dieser Schritt nicht nur einen Angriff auf die Pressefreiheit dar - dieses Mal auch noch auf internationaler Ebene. Er ist auch dumm. Denn das sollten Chinas Behörden endlich begreifen: Mit Zensur erreichen sie im längst netzaffinen China schon lange nichts mehr. Fast eine halbe Milliarde Chinesinnen und Chinesen ist inzwischen im Internet aktiv, zwitschert eifrig auf Twitter-ähnlichen Mikroblogs und umgeht mit Hilfe ständig aktualisierter Software Chinas Netzzensur mit Leichtigkeit.

Wer will kann sich auch in China binnen kurzer Zeit bestens informieren - sowohl national als auch international. Denn längst werden nicht nur Berichte über China aus dem Ausland übersetzt und verbreitet, sondern auch umgekehrt: Selbst wer nicht in der Volksrepublik weilt, kann sich bestens über Chinas Missstände in Kenntnis setzen.

So sehr sich Pekings ewiggestrige Behörden mühen - mit Netzsperren, Zensur und nun dem Rauswurf einer Journalistin führen sie einen Kampf gegen Windmühlen.

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