Kommentar Das Ende von Opel in Bochum - Unproduktiv

Sollte der Staat nicht eingreifen? Die Art und Weise, in der weltumspannende Unternehmen mit der Politik und den Menschen in Deutschland umspringen, wirkt beschämend.

Das Opel-Konzern-Management zieht andere Produktionsorte vor. Das teilt es mit rotziger Arroganz kurzfristig der NRW-Landesregierung, den Gewerkschaften und den verbleibenden 3000 Mitarbeitern mit. Und es bestehen berechtigte Zweifel an der Einschätzung, dass diese ohne größere Probleme neue Arbeitslätze finden werden.

Diese demonstrative Zuversicht der Bundesregierung hat mit der Realität wenig zu tun: Die einst vollen Auftragsbücher sind schon längst abgearbeitet. Die Pkw-Halden sind überfüllt.

Die These, Deutschland sei eine Art unverletzbarer Konjunkturinsel inmitten von wirtschaftlich taumelnden Staaten, lässt sich nicht mehr halten. Und da es in absehbarer Zeit keine neuerliche Verschrottungsprämie mehr gibt, ist ein Ausweg aus der Nachfrage-Misere nicht in Sicht.

Zehn Monate vor den Bundestags-Wahlen lösen Meldungen à la Bochum erheblich heftigere Schwingungen aus als in politisch ruhigeren Zeiten. Der Kanzlerkandidat beschwört, dass das soziale Denken wieder in den Vordergrund gestellt werden müsse.

Die Amtsinhaberin hat die Entwicklung kommen sehen, ohne sich sonderlich gegen den drohenden Zapfenstreich bei der Opel-Produktion zu engagieren. Da muss sich im sozialen Denken etwas ändern. Der Markt regelt viel - aber erst, wenn der politische Druck spürbar wird.