Kommentar zur Fußball-WM in Deutschland 2006 Das Märchen

Das Leben tut einiges dafür, die Menschen zu Zynikern zu machen. Abgastests, Wahl zum Auto des Jahres, Doktorarbeiten? Alles geschummelt. Prominente? Alle Steuerhinterzieher. Olympiasieger? Alle gedopt.

Vergabe von Olympischen Spielen und Fußball-Weltmeisterschaften? Ohne Bestechungsgelder unmöglich. Offenbar wurde sogar die WM 2006 in Deutschland gekauft. So berichtet es der "Spiegel".

Es war wohl ein Märchen, dass einzig das Sommermärchen sauber und unbefleckt gewesen sein soll. Sozusagen porentief rein. Hat der "Spiegel" sich nicht völlig verrannt, und davon ist nicht auszugehen, wurde auch bei der Bewerbung für das Turnier 2006 nachgeholfen.

Überraschen kann das nicht. Im Gegenteil, es wäre eine Überraschung, wenn einzig die Deutschen edel, ritterlich und im Geiste des Sports um große Sportveranstaltungen kämpften. Wo doch längst die Turniere in Frankreich (1998), Südafrika (2010), Russland (2018) und Katar (2022) unter Korruptionsverdacht stehen. Sport bewegt viel Geld, ist deshalb wichtig und damit anfällig für jede Art von Betrug. So funktioniert es in allen Lebensbereichen. Und der Sport ist keine Parallelwelt.

Angeblich hat auch der heutige DFB-Präsident Wolfgang Niersbach von dem Geldfluss gewusst, der nirgendwo in den Büchern auftaucht. Weil Niersbach damals stellvertretender Organisationschef hinter Franz Beckenbauer war, klingt das logisch. Sollte sich dieser Vorwurf bewahrheiten, käme der Deutsche weder als Uefa- noch als Fifa-Präsident in Frage.Und wahrscheinlich auch nicht länger als DFB-Chef.

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