Kommentar Das "Stand your ground"-Prinzip - Wildwest-Methoden

Für US-Justizminister Eric Holder ist es einfacher, ein bizarres Gesetz zu geißeln, als das zu tun, was das schwarze Amerika aussichtslos von ihm verlangt: den selbst ernannten Hilfs-Sheriff George Zimmerman ein zweites Mal vor Gericht zu zerren.

Dennoch hat der erste Afro-Amerikaner in diesem Amt den Nagel auf den Kopf getroffen. Die per Gesetz sanktionierte Selbstjustiz, nichts anderes verbirgt sich hinter dem "Stand your ground"-Prinzip, ist eine strafrechtliche Obszönität, die immer wieder so etwas herbeiführen wird wie den Tod von Trayvon Martin.

Dieses Gesetz, durchgepeitscht von der alles durchdringenden Waffen-Lobby NRA, tut so, als würde es in Extremsituationen finale Notwehr legitimieren. Die gab es längst. Tatsächlich lockt es latent Gewalttätige mit Straffreiheit und zivilrechtlicher Immunität, wenn sie auf offener Straße einen Konflikt mit Pistole oder Gewehr beenden. Die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit wird so schleichend in private Hände gelegt. Absurd: Niemals würde die amerikanische Bevölkerung dem Ansinnen zustimmen, der Polizei einen Persilschein für den Waffeneinsatz auszustellen.

Dass in diesem von massenhafter Waffenverfügbarkeit geprägten Klima die Fähigkeit zwangsläufig verkümmern muss, einen Konflikt abzumoderieren, bevor es zu spät ist, stimmt dabei am bedenklichsten. Amerika degeneriert. Mit "Stand your ground" legen die Vereinigten Staaten den Rückwärtsgang ein: Wildwest-Methoden im 21. Jahrhundert. Die Obama-Regierung müsste viel Mut aufbringen, um sich dieser fatalen Entwicklung in den Weg zu stellen. Den hat sie nicht.

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