Kommentar: Contra Das wäre unverdient

Ehrensold für den früheren Bundespräsidenten Christian Wulff?

Das ist gesellschaftspolitisch nicht vermittelbar: Nach 20 Monaten gewiss harter Arbeit für den Staat lebenslang im Rahmen eines Vorruhestandes de luxe jährlich 200.000 Euro zu kassieren, was einem Monatseinkommen von gut 16.000 Euro entspricht.

Noch nicht eingerechnet sind dabei die eigene Sekretärin oder ein Sekretär, kostenloser Dienstwagen sowie ein eigenes mietkostenfreies Büro. Auch dafür hat der Steuerzahler aufzukommen. Natürlich kann man den Streit juristisch führen. Die Lebenslang-Rente wird gewährt, wenn man aus gesundheitlichen oder politischen Gründen dem Amt adieu sagt.

Und: Natürlich ist alles immer irgendwie politisch. Wulff hatte bis kurz vor Schluss den Rückhalt von Kanzlerin und Koalition. Eines dürfte auch klar sein: Wulff ist gescheitert, weil er persönlich jede Glaubwürdigkeit verspielt hatte und buchstäblich in Misskredit geraten war. Er war kein Vorbild mehr. Genau um diese öffentliche Vorbildfunktion geht es. In Berlin hat ein an Affären gescheiterter Justiz-Senator nach zwölftägiger (!) Amtszeit Anspruch auf 50.000 Euro Übergangsgeld geltend gemacht. Wulffs Fall verhält sich ähnlich.

Otto Normalbürger stellt sich Politik genauso vor wie sie sich jetzt abspielt: Irgendwo in der Nähe der Selbstbedienung. Wulff sollte sich wenigstens jetzt als Vorbild zeigen, den Soldverzicht üben und wieder in den Anwaltsberuf zurückkehren. Das wäre ein versöhnliches Ende für eine unerfreuliche Episode.

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