Datenschutz im Internet: In den Kinderschuhen

Nachdem sich der ganz große Rauch in der Diskussion über Google Street View und ähnliche Geodatendienste etwas verzogen hat, bleibt eine Erkenntnis: Der Datenschutz im Internet steckt in den Kinderschuhen.

Da wird über die Veröffentlichung von Häuserfronten im Netz gestritten, während den Bürgern längst jeder Nutzer per Google Earth in den Hinterhof schauen kann oder via Handy-Signal persönliche Bewegungsprofile erstellt werden können. Nicht eingeladene Gäste in Form von kleinen Dienstprogrammen ("Cookies") spionieren auf dem Computer aus, wie sich der Besitzer in der virtuellen Welt bewegt und forschen zum Beispiel seine Konsumgewohnheiten zum Zweck gezielter Werbeansprache aus.

Die Aufregung wegen dieser Einbrüche in die Privatsphäre hält sich bislang in Grenzen. Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat völlig recht, wenn er in der plakativen Debatte um Street View abwiegelt und die unkontrollierte Verknüpfung von aus dem Internet gewonnenen persönlichen Daten zur eigentlichen Herausforderung für den Gesetzgeber erklärt.

Wissenschaftler haben intime Merkmale einzelner Nutzer wie sexuelle Präferenz oder politische Haltung mit hoher Wahrscheinlichkeit bestimmt, einfach indem sie deren Angaben im Sozial-Netzwerk Facebook analysierten.

Das grundlegende Problem bei allen Anstrengungen des deutschen Gesetzgebers: Das weltweite Netz heißt nicht umsonst so. Nationale Regeln haben in ihm nur begrenzte Bedeutung. Kontrolle und Regulierung des Internet müsste, wenn überhaupt, eine internationale Organisation in die Hand nehmen. Vereinte Nationen, bitte übernehmen.

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