Der Afghanistan-Einsatz der NATO: Auf dem Weg heim

Gemeinsam rein, gemeinsam raus. Die NATO erweitert ihre bewährte Einsatz-Devise gerade um den Aspekt: gemeinsam schnell. Wieder einmal ist es die Bündnis-Führungsmacht USA, die Tempo und Richtung aller bestimmt.

So wie US-Präsident Barack Obama sehr früh in seiner ersten Amtszeit Gespräche mit gemäßigten Taliban als Schlüssel für eine innerafghanische Aussöhnung benannt hat, so geben die USA jetzt auch den nächsten Kurswechsel vor. Den Kampfeinsatz am Hindukusch soll die Allianz schneller als bislang verabredet beenden.

Nicht mehr bis Ende 2014, wie beim NATO-Gipfel 2010 in Lissabon beschlossen, sondern bereits Mitte oder Ende 2013 will die Allianz den Charakter ihres Afghanistan-Einsatzes verändern: weg vom Kampf, hin zu Beratung, Ausbildung, Beobachtung. Im Bündnis wird sich kaum ein Land finden, das offen (und wahrscheinlich auch sonst nicht) dagegen rebellieren wird. Die NATO ist mindestens gedanklich längst auf dem Weg nach Hause.

Jeder Monat früher, den das Bündnis (und somit auch Deutschland) die eigenen Soldaten abzieht, ist demnach ein guter Monat. Der Ehrgeiz, den Afghanen länger als unbedingt nötig zur Seite zu stehen, ist erkennbar begrenzt und die Skepsis der Bevölkerung zu Hause groß.

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy stehen Wahlen ins Haus. Und auch Obama will eine zweite Amtszeit als US-Präsident. Die Taliban, die Afghanistan vor dem Eingreifen des Westens in einer Art Steinzeit-Regime beherrscht haben, warten ab. Sie haben, was der Westen nicht hat: Zeit.

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