Kommentar Der Amoklauf von Aurora - Amerika lernt nicht

Es ist eine bedrückende Routine. Wie schon bei früheren Amokläufen haben die USA seit dem Blutbad von Aurora vorübergehend in den Schock-Modus geschaltet.

An öffentlichen Gebäuden ist halbmast geflaggt. Nicht nur in den Kirchen wird für die Opfer gebetet. Die Fernsehsender berichten rund um die Uhr über die Tragödie. Und wissen doch wie alle Kommentatoren auch nicht weiter. Psychologen und Kriminalisten wechseln sich im Stundentakt ab, um das Unerklärliche in Erklärungsmuster zu pressen. Der Verband der Kino-Besitzer erwägt Metalldetektoren einzuführen. Die Macher von "Batman" zeigen sich tieftraurig. Der Präsidentenwahlkampf pausiert. Amtsinhaber Barack Obama wie sein Herausforderer Mitt Romney gebärden sich als überparteiliche Trostspender.

Über die obszön leichte Verfügbarkeit von Waffen, die 100 Schuss pro Wimpernschlag ausstoßen können und so leicht wie Kaffeemaschinen zu kaufen sind, reden nur die üblichen Verdächtigen. Sie haben Vaterlandsverräter-Status. Ihre Forderungen nach Verschärfung der aus der US-Verfassung wahrheitsverdrehend abgeleiteten Waffengesetze haben keine Chance. Die Angst vor der Waffenlobby "National Rifle Association", die jedes Antasten der Gesetze mit politischer Vernichtung des jeweiligen Abgeordneten bestraft, ist so groß, dass jedes Argument kontra Waffen reflexartig zerschossen und eine gegenläufige Meinung schleichend mehrheitsfähiger wird.

Manchmal macht Amerika nur noch stumm.

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