Kommentar Der Euro-Notfonds - Schöngerechnet

Die Europäer verstehen sich gut darauf, Kompromisse schönzureden. Das war beim Gipfel in Kopenhagen ein weiteres Mal zu beobachten. Dort einigten sich Bundesfinanzminister Schäuble (CDU) und seine Kollegen nach langem Gezerre und nach langem Widerstand Deutschlands darauf, den Nottopf für klamme Euro-Länder aufzufüllen.

Als Erfolg verkauften die Minister eine trickreiche, überaus komplizierte Rechnung, die den Notfonds schlagkräftiger erscheinen lässt, als er ist.

Satte 800 Milliarden Euro soll der Euro-Rettungsfonds schwer werden, rühmten Schäuble und seiner Ministerkollegen. Eher leise ließen sie anklingen, dass davon mehr als ein Drittel schon ausgeliehen oder verplant ist. Lauter riefen sie, dass die Schlagkraft sogar eine Billion betrage, wenn man den Betrag in Dollar umrechnet.

Schönrechner und -redner Schäuble verkauft das als großen Erfolg. Nein, Deutschland sei nicht eingeknickt. Und alles sei bestens dank des bald größeren Euro-Rettungsfonds. Zudem laufe in Deutschland sowieso viel gut: die wirtschaftliche Entwicklung zum Beispiel und die sinkenden Arbeitslosenzahlen.

Dabei weiß der deutsche Finanzminister: Auch die Obergrenze von 800 Milliarden Euro gilt nicht mehr, falls sich die Schuldenkrise unerwartet stark verschärft. Sprich: Wenn einige größere Euro-Staaten Notkredite brauchen. Schließlich haben die Europäer geschworen, dass sie alles - wirklich alles - unternehmen werden, um die gemeinsame Währung zu retten.

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