Kommentar Der Fall Schavan - Es wird eng

Natürlich: Auch für Annette Schavan gilt die Unschuldsvermutung. Aber wer sich die Vorwürfe gegen die CDU-Politikerin wegen ihrer Düsseldorfer Doktorarbeit genau anschaut, dem schwant Böses. Denn diese Vorwürfe werden immer konkreter, der Verdacht, dass sie belegbar sind, verstärkt sich.

Da hilft auch nicht mehr das fast schon zynische Gegenargument, nach dem jetzigen Stand der Behauptungen habe sie immerhin zwei Drittel ihrer Arbeit, sinnigerweise zum Thema "Person und Gewissen", noch selbst geschrieben. Eine neue Variante scheint ins Spiel zu kommen: Schavan, so lautet dieser Vorwurf, habe bei sich selbst abgeschrieben. Auch das widerspricht wissenschaftlichen Regeln.

Die Ministerin in Berlin will die Prüfung ihrer Universität abwarten. Das ist ihr gutes Recht. Mehr auch nicht. Politisch heißt das: Angela Merkel hat wie damals mit Karl-Theodor zu Guttenberg einen angeschlagenen Minister im Kabinett. Erschwerend kommt hinzu, dass es die Bundesministerin für Bildung und Forschung ist. Wer, wenn nicht sie, muss auf untadeliges eigenes wissenschaftliches Arbeiten bedacht sein? Wer, wenn nicht sie, verliert Autorität in ihrem Amtsbereich, wenn daran so starke Zweifel laut werden?

Und Annette Schavan wird sich erinnern: Wie empört sie auf die Guttenberg-Affäre reagierte, wie überlegen lächelnd sie auf dessen Rücktrittsnachricht reagierte, als sie ihr von der Kanzlerin auf deren Handy gezeigt wurde. Das alles heißt: Die frühere Chefin des Cusanuswerk darf im Fall des Falles nicht auf Rücksicht, Mitleid oder gar Unterstützung rechnen. Und dieser Fall rückt näher.

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