Kommentar Der neue Aufruhr in der arabischen Welt - Gefährliches Versäumnis
Nun also auch die deutschen Diplomaten. Tod in Bengasi, Gewalt in Kairo, Sturm auf die Botschaft der Bundesrepublik im Sudan. Man musste das nicht vorhersehen, weil es keine Naturgesetzlichkeit ist, dass es so gekommen ist, aber man hätte sich auf diese Möglichkeit einstellen können.
Die Gewaltausbrüche gegen die Repräsentanten des Westens, zuvorderst gegen die USA, aber eben auch die Bundesrepublik, sind kein Ausbruch spontaner Volkswut, sondern sie sind kühl kalkuliert.
So wie es übrigens auch kühl kalkuliert ist, wer pünktlich zum Jahrestag der Anschläge vom 11. September Werbung für den Mohammed-Schmähfilm verbreiten ließ: Just jener US-Pfarrer, dessen Ziel seit Jahren die bewusste Provokation ist. Seine Ankündigung öffentlicher Koranverbrennungen ist noch sehr präsent.
Und genauso kalkuliert ist die Reaktion jener, die den Anlass brutal überhöhen, um doch noch den Einfluss zu gewinnen in den Ländern des Arabischen Frühlings, den sie bisher nicht gewonnen haben.
Die deutsche Bundesregierung, allen voran Außenminister Guido Westerwelle, muss sich dabei noch die geringsten Vorwürfe machen. Er beackert seit Monaten geduldig das arabische Feld, wohl wissend, dass die Revolution dort noch längst nicht gesiegt hat. Von den Amerikanern lässt sich gleiches nicht sagen, leider auch nicht von der Europäischen Union.
Solche Kurzsichtigkeit rächt sich, wie man jetzt sieht. Regierungen in der arabischen Welt verurteilen die Attacken nur kleinlaut. Stünde der Westen entschiedener an ihrer Seite, hätte er ein Aufbaukonzept, wäre das anders.