Kommentar Der NSU-Prozess - Letzte Chance

Es ist fatal: Nach der unfassbaren Mordserie des rechtsextremistischen Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU), nach den unsäglichen Pannen, die sich Verfassungsschützer und Ermittlungsbehörden in diesem Zusammenhang geleistet haben, hätte der Prozess gegen die einzige überlebende mutmaßliche Haupttäterin Beate Zschäpe und ihre Helfershelfer so etwas wie ein demokratisch-juristischer Befreiungsschlag werden können.

Ein Beleg dafür, dass die Justiz hierzulande funktioniert und in der Lage ist, Gerechtigkeit zu schaffen. Doch inzwischen scheint es so, als ob genau das schon unmöglich geworden ist, noch bevor der Prozess überhaupt begonnen hat. Und es ist auch kein Trost, dass die Ursache für die verfahrene Situation in dem richtigen Bemühen des Gerichts zu finden ist, nur ja keinen verfahrensrechtlichen Fehler zu machen.

So wichtig juristische Expertise ist - ein wenig gesunder Menschenverstand hätte vermutlich gereicht, um die größten Schnitzer zu vermeiden. Dass türkische und deutsche Medien die gleiche Chance haben müssen, am Prozess teilzunehmen, dass der türkische Botschafter vertreten sein muss, sollte selbstverständlich sein und nicht erst durch ein Verfassungsgericht geklärt werden müssen.

Und nun die nicht zwingende Vertagung, die für viele Betroffene, darunter ausgerechnet die Angehörigen der Opfer, neue Probleme mit sich bringt. Es ist viel Porzellan zerschlagen worden. Jetzt muss dem Gericht der Neustart gelingen. Alles andere wäre eine Katastrophe für die deutsche Justiz.

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