Kommentar Der Wahlkampf der SPD - Emanzipation

Dieses Ziel wird vertreten vom sozialdemokratischen Spitzenkandidaten Peer Steinbrück, der schon einmal erfolgreicher Minister in einer großen Koalition und weniger erfolgreicher Ministerpräsident einer rot-grünen Koalition war. Als Zeuge für die Glaubwürdigkeit des Wahlziels taugt er deshalb nur bedingt.

Dennoch stellt er sich in den Dienst der gemeinsamen Sache, so wie er auch in inhaltlichen Punkten Fünfe gerade sein lässt, um Partei und Kandidat zusammenzuhalten. Gedankt wird ihm das nicht. Beispiele dieses Wochenendes: Da schließen als ultima ratio sowohl Torsten Albig, sozialdemokratischer Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, als auch Hannelore Kraft, Regierungschefin in Nordrhein-Westfalen, eine große Koalition nicht aus.

Getreu dem Motto: Regieren ist besser als opponieren. Also ran an die Macht, auch wenn's unter Frau Merkel ist. Besonders pikant wird dieses Abrücken vom eigenen Wahlziel durch die Tatsache, dass Albig mal Sprecher von Steinbrück und Kraft mal Ministerin unter Steinbrück war. Beide geben Antworten auf die "Was-wäre-wenn"-Frage. Antworten, die sich eigentlich verbieten, die aber zeigen, dass es in der Sozialdemokratie keinen Siegeswillen mehr gibt.

Neu ist das nicht und das Ende ist auch bekannt: 1987 wollte Johannes Rau die absolute Mehrheit für die SPD. Willy Brandt orakelte schon Monate zuvor: "Auch 43 Prozent wären ein schöner Erfolg." Seine Partei landete damals bei 37 Prozent. Was für Steinbrück in der Tat ganz schön, sehr schön wäre.

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