Deutsch-russischer Gipfel

Schwere Zeiten

Es gibt im immer noch reichhaltigen bilateralen Begegnungskalender zwischen Berlin und Moskau immer wieder Termine, deren Wert im Innehalten und einer politischen (Schadens-)Bilanz liegt. Das Treffen in Sankt Petersburg hatte exakt diesen Sinn.

Es konnte vor dem Hintergrund der russischen Georgien-Politik kein Gipfel werden, der Beziehungsvisionen entwickelt. Angesichts dieser tief greifenden Differenzen hätten jede Form eines Prunkgipfels und zeremonielle Überfrachtungen eine verlogene Impression der Beziehungen Russlands zum Rest der Welt, speziell Deutschland, abgeliefert.

Dass Ministerpräsident Putin an dem Treffen nicht teilnahm, mag man als Affront begreifen. Anders als bei früheren Gelegenheiten war aber auch die deutsche Delegation arg dezimiert. Tatsächlich liegt die Schwierigkeit mit dem Kreml darin, dass Präsident Medwedew wie sein Vorgänger Putin auf eine bisweilen abschreckende Art eine neue Weltmachtrolle anstrebt. Das Land stößt in das Vakuum vor, das eine politisch umfassend gescheiterte US-Führung hinterlässt.

Das ist ein riskanter Kurs, vor allem aus drei Gründen: Der Kreml verfolgt einen aggressiven Kurs gegenüber den ehemals sowjetischen Teilstaaten. Moskau sucht Lösungen in eher konfrontativem Geist vor allem gegenüber Washington.

Und es stellt das Prinzip der internationalen Verlässlichkeit gerade bei den Stabilisierungsbemühungen vor allem im Mittleren Osten in Frage. Gleichwohl: Ein gesundes Fundament haben die bilateralen Beziehungen - auch in schweren Zeiten.

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Jana Marquardt
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