Kommentar Deutsche Bank - Jämmerliches Bild

Nein, überzeugend war das nicht, was die Manager der Deutschen Bank da gestern bei der Hauptversammlung abgeliefert haben. Sie hörten sich zwar notgedrungen die zum Teil geharnischte Kritik der Aktionäre an.

Die Forderung nach Entlassung des Vorstands kam nicht nur einmal, die musste sich vor allem Anshu Jain mehrfach anhören. Er und sein Co-Chef Jürgen Fitschen gestanden - wie schon üblich - ein, dass ein Teil der Kritik gerechtfertigt sei, zeigten sich reumütig. Aber es war eigentlich ein jämmerliches Bild.

Hatte Co-Chef Anshu Jain im letzten Jahr seine Rede noch auf Deutsch vorgetragen, so beließ er es dieses Mal beim Englischen - die Aktionäre hörten nur eine Simultanübersetzung auf Deutsch. Bei der ersten Antwortrunde war Jain gar nicht auf dem Podium - so viel Respekt müsste man den Aktionären eigentlich zollen.

Im Vorstand brodelt es, das ist offensichtlich durch den vorzeitigen Abgang von Privatkundenvorstand Rainer Neske. Er will nicht mehr für das Bankhaus arbeiten. Ihm, der für die traditionellen deutschen Tugenden der Bank steht, als "Bankier" statt als "Banker" gilt, war der Applaus der Aktionäre sicher. Besonders bitter dürfte dem Vorstand wohl die Kritik von angelsächsischen Aktionärsvereinigungen in den Ohren klingen: Die kommen aus der gleichen Welt wie Jain, und wenn die ihn so scharf kritisieren, dann ist das eine schallende Ohrfeige.

Nun muss der Aufsichtsrat sein Versprechen erfüllen und dem Vorstand noch intensiver auf die Finger schauen. Er sollte mit der nötigen Härte durchgreifen, wenn die Bank weiter so dahintaumelt.

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