Kommentar Deutsche Bank: Konsequent
Vorbelastet und glücklos - das Vertrauen der Anleger hatten Anshu Jain und Jürgen Fitschen längst verspielt. Dass die beiden Chefs der Deutschen Bank vorzeitig abtreten, ist von daher konsequent. Wie so oft, dürften aber mehrere Faktoren zusammengekommen sein.
Weder Jain noch Fitschen sind an den milliardenteuren Altlasten, die das Institut einholen, gänzlich unschuldig. Jain verantwortete jahrelang die Investmentsparte. Der Skandal um manipulierte Zinssätze kostet die Aktionäre jetzt Milliarden. Fitschen muss sich derzeit vor dem Münchener Landgericht gegen den Vorwurf des versuchten Prozessbetrugs im Zusammenhang mit der Kirch-Pleite wehren. Und diese Fälle sind nur die Spitze eines Eisbergs Hunderter Rechtsstreitigkeiten - von umstrittenen Zinswetten mit Kommunen über miese Tricks auf dem US-Hypothekenmarkt bis hin zu ungerechtfertigten Gebühren für Verbraucherkredite.
Am Zusammenkehren des gigantischen Scherbenhaufens dürfte das Führungsduo zuletzt immer weniger Freude gehabt haben. Hinzu kommt noch die im Grunde unglückliche Konstruktion der Doppelspitze. Warum also nicht gehen, wenn privat ausgesorgt ist? Auch diese Gründe dürften eine Rolle gespielt haben.
Mit John Cryan sucht Chefkontrolleur Paul Achleitner jetzt einen unbelasteten Neustart. Der Brite sitzt erst seit zwei Jahren im Aufsichtsrat des Instituts und ist in der weltweiten Finanzwelt bestens vernetzt. Er scheut auch nicht den Konflikt, bei der UBS legte er sich mit dem Chef an. Eine seiner wichtigsten Aufgaben: Die Zukunft der Postbank sichern.