Kommentar Deutschland und Frankreich: Vorsicht, Wahlkampf!
Auf jeder Aussage eines französischen Präsidentschaftskandidaten, ob er nun Sarkozy heißt oder Hollande, klebt derzeit das Etikett "Vorsicht, Wahlkampf".
Im Endspurt geht es um jede Stimme von links, rechts und der Mitte. Für den Sozialisten ist die Kritik am europäischen Fiskalpakt eine willkommene Chance, dem ewigen Vorwurf entgegen zu treten, es fehle ihm an Härte und Statur. Er lässt die Muskeln spielen. Zugleich kann er sich von Sarkozy und dem kritisch beäugten europäischen Paar "Merkozy" abheben mit einer Haltung, bei der er eine Mehrheit der Franzosen hinter sich weiß: Sie fürchten ebenso eine deutsche Übermacht wie ein allzu einseitiges Spardiktat.
Auch die Nachsicht mit Schuldensündern wie Griechenland ist in Frankreich größer. Gerade dem linken Parteiflügel und den Wählern des Linken Jean-Luc Mélenchon kommt er entgegen mit der Forderung nach mehr Wachstumsimpulsen über reine Haushaltsdisziplin hinaus. Die Anhänger der Mitte beruhigt er zugleich mit der Versicherung, dennoch klare Sparvorgaben zu machen und zu erfüllen.
Und die Wähler der Rechtspopulistin Marine Le Pen spricht er an, indem er eine selbstbewusste Haltung Frankreichs fordert, das sich Entscheidungen nicht oktroyieren lasse und "kein Land wie die anderen" sei. Im Zweifelsfall bringt Kritik an Merkel, wie Hollande sie übt, mehr Anhänger ein, als Sarkozys Auftreten im Doppelpack mit der Kanzlerin. Das befremdete so sehr, dass er längst darauf verzichtet und Merkel, die Unterstützung bei Wahlkampfauftritten angeboten hatte, wieder auslud.