Kommentar Deutschlands Leichtathleten - Auf dem besten Weg
Moskau · Deutschlands Leichtathleten sind auf dem besten Weg, in Moskau die Ergebnisse der Olympischen Spiele 2012 und die der vorangegangenen Weltmeisterschaften von Daegu zu übertreffen. Fünf Medaillen stehen nach Robert Hartings Gold auf dem deutschen Konto. In London waren es am Ende acht, 2011 in Südkorea sieben.
Nur die USA haben bislang deutlich mehr Edelmetall gesammelt. Gastgeber Russland lediglich eine Plakette mehr. Bei ein wenig mehr Glück sähe es noch besser aus: Die Leverkusener Stabhochspringerin Silke Spiegelburg, Siebenkämpferin Claudia Rath und Diskuswerfer Martin Wierig wurden gestern Abend nur hauchdünn geschlagene Vierte. Insgesamt sind das rosige Aussichten für das mit 25,1 Jahren Durchschnittsalter seit langem jüngste deutsche Team - auch wenn einige der besonders stark besetzten unter den insgesamt 47 Disziplinen schon in der ersten WM-Halbzeit auf dem Programm standen.
Die Qualität des deutschen Weges liegt aber gerade nicht in der Medaillenzählerei. Nach dem Tiefpunkt der deutschen Leichtathletik vor genau zehn Jahren mit nur zwei Plaketten in Paris wurden neue Konzepte erarbeitet, deren Früchte der Deutsche Leichtathletik-Verband jetzt erntet. Auch wenn die Duale Karriere im deutschen Sport gemeinhin als Königsweg für Spitzensportler in unserer Gesellschaft propagiert wird, so versteift sich der DLV nicht darauf, sondern öffnet bewusst individuelle Wege der Förderung.
So vielfältig wie die Sportart mit ihren höchst unterschiedlichen Disziplinen sind die Charaktere. Was für den einen gut ist, taugt für den anderen nicht. Björn Otto könnte sich ein Leben nur mit Sport nicht vorstellen - und gewann trotz der Doppelbelastung aus Training und Ausbildung zuletzt fleißig Medaillen. Andere müssen sich auf eine Sache konzentrieren, um Erfolg zu haben - wie Zehnkämpfer Michael Schrader oder Raphael Holzdeppe. Die flexible Herangehensweise in Kooperation mit der Deutschen Sporthilfe ist richtig.
Zudem ist der DLV weggegangen von der Vorgabe einer Endkampf- oder gar Medaillenchance als Nominierungskriterien, gibt mehr Talenten eine Chance und damit Entwicklungsmöglichkeiten. Der Vertrauensvorschuss wird in Moskau belohnt. Und wenn nicht alles täuscht, hat die Ernte erst begonnen.