Die Affäre Juncker - Robuste Position

BRÜSSEL · Besonders geschickt hat sich Jean-Claude Juncker angesichts der Enthüllungen über die paradiesischen Steuerzustände in seiner Heimat nicht angestellt. Am Skat-Tisch würde es heißen: Das Blatt war mäßig, aber nicht so schlecht, wie er es gespielt hat.

Die über Hilfskräfte verkündete Botschaft "zu Luxemburg sag ich nichts, ich bin jetzt für Europa zuständig", war nicht nur allzu schlicht in der Sache. Sie war auch im Stil provokativ. Sie sorgte für Verdrossenheit bis weit ins Lager der informellen großen Koalition hinein, auf die Juncker angewiesen ist, im Parlament und darüber hinaus. Diesen Unmut hat er bis auf weiteres besänftigen können.

Das liegt nicht nur daran, dass Juncker den Abgeordneten im wörtlichen wie im übertragenen Sinne entgegengekommen ist und vor dem Plenum des Europaparlaments Rede und Antwort gestanden hat.

Es liegt vor allem an zwei Umständen, die seine Position robust machen. Zwar trägt er natürlich Verantwortung für das dubiose fiskalische Geschäftsmodell seiner luxemburgischen Heimat. Aber die Verantwortung teilt er mit zahlreichen europäischen Größen in anderen Mitgliedsländern, wo man mit ähnlichen Praktiken um Investoren buhlt.

Und: einer Demontage des frisch installierten Kommissionschefs, einem Rücktritt gar, hätte unter den Schwergewichten, bei Bundeskanzlerin Angela Merkel angefangen, keiner etwas. Diese Trümpfe hat Juncker gerade noch rechtzeitig gezogen.

Man darf gespannt sein, wie er sich bei der nun versprochenen Systemkorrektur künftig ins Zeug legt.

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