Kommentar Die Auslandseinsätze der Bundeswehr - Draußen in der Welt

Zwei Besuche, zwei Auslandseinsätze. Gestern stoppte der Präsident des nordafrikanischen Mali, Ibrahim Boubacar Keita, in Berlin. Ebenfalls am Mittwoch stattete Verteidigungsminister Thomas de Maizière den deutschen Truppen im nordafghanischen Masar-i-Scharif seinen Vorweihnachtsbesuch ab.

Beide Besuche stehen für den Spannungs- und Krisenbogen, auf dem die Bundeswehr seit Jahren weltweit operiert. Mission in Mali: Keita dankt Bundeskanzlerin Angela Merkel für den deutschen Beitrag an zwei Einsätzen, welche die Republik Mali nach der drohenden Machtübernahme durch radikale Islamisten 2012 wieder stabilisieren sollen.

Die Bundeswehr bildet dafür Pioniere aus, sie schickt Transport- und Tankflugzeuge und sie stellt Sanitäter. Auch der nächste deutsche Beitrag auf dem afrikanischen Kontinent ist schon programmiert: eine Transportmaschine zur Evakuierung von Verwundeten in der gleichfalls von Unruhen gezeichneten Zentralafrikanischen Republik.

Die Bundeswehr ist schon lange eine Armee im Einsatz. Auf drei Kontinenten - Europa, Asien und Afrika - hat der Bundestag aktuell rund 5.500 Soldatinnen und Soldaten der Parlamentsarmee Bundeswehr in den Einsatz geschickt.

Mali in Nordafrika und Afghanistan in Zentralasien sind zwei der Brennpunkte, an denen Deutschland internationale Verantwortung wahrnimmt beziehungsweise auch nationale Interessen verteidigt. Das militärische Engagement steht für das gestiegene Gewicht der Mittelmacht Deutschland in der Welt.Und doch stimmt es: Es gilt eine Kultur der militärischen Zurückhaltung gerade für Deutschland.

De Maizière ist bei seiner jüngsten Stippvisite wieder vor Augen geführt worden, was Einsatz in einem latent instabilen Land wie Afghanistan bedeutet. Mehr als 50 Bundeswehr-Soldaten haben in zwölf Jahren am Hindukusch ihr Leben gelassen. Gestern detonierte in Kabul ein mit Sprengstoff präpariertes Auto, das auf einen Bundeswehrkonvoi aufgefahren war. Diesmal gab es wie durch ein Wunder keine Opfer.

Anders Anfang September 2009 am Kundus-Fluss. Mindestens 91 Menschen, darunter viele Zivilisten und einige Taliban, starben nach einem von einem deutschen Oberst angeforderten NATO-Luftangriff. Die Bundesrepublik hatte außergerichtlich - ausdrücklich ohne Anerkennung einer Rechtspflicht - jeder Familie je 5 000 US-Dollar als humanitäre Leistung gezahlt. Die Hinterbliebenen der Opfer wollten mit zwei Musterklagen höheren Schadenersatz und unterlagen jetzt vor dem Landgericht Bonn.

Die Militärmissionen in Afghanistan, im Kosovo, am Horn von Afrika, im Libanon, in der Türkei, im Sudan oder auch in Mali sind Zeichen einer neuen Einsatzwirklichkeit in einer Welt der globalisierten Gefahren. Die Bundeswehr kann sich ihr nicht entziehen.

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