Kommentar Die EU-Ausbildungsmission in Mali - Ein langer Weg
Ein Staat im Westen Afrikas mit fragilen Strukturen. Ein Land, das sich radikale Religionskämpfer untertan machen woll(t)en. Eine offizielle Armee, die vom Standard regulärer europäischer Streitkräfte eine gefühlte Welt entfernt ist. Und schließlich ein Auftrag: Ausbildung dieser maroden Armee unter der Flagge der Europäischen Union (EU).
Erraten, das Land heißt Mali. Und damit ist man auch schon mittendrin im nächsten Auslandseinsatz deutscher Soldaten - deutlich außerhalb der Grenzen von EU und Nato. Seit gestern bilden mehrere Hundert Soldaten aus EU-Staaten, darunter Deutschland, offiziell Soldaten der malischen Armee aus.
Auf 15 Monate ist dieser Einsatz der EU bislang befristet. Dass es dabei bleibt, glaubt kein Mensch. Zu schlecht, ja, zu miserabel ist der Zustand der malischen Streitkräfte. Begriffe wie humanitäres Völkerrecht hören viele malische Soldaten zum ersten Mal. Von der Pflicht zum Schutz der Zivilbevölkerung haben sie vielleicht schon gehört.
Doch die malische Armee hatte bislang alle Hände voll zu tun, sich selbst gegen islamistische Fundamentalisten zu schützen, die bis zum Eingreifen Frankreichs den Norden des Landes - drei Mal so groß wie Deutschland - besetzt und mit großer Brutalität die Zivilbevölkerung unterdrückt hatten.
Jetzt also soll die EU mit Ausbildung und in einer weiteren Mission auch mit Logistik, Lufttransport und Luftbetankung helfen, Mali und seine Armee wehrfähig zu machen. Für insgesamt bis zu 330 deutsche Soldaten in beiden Missionen hatte der Bundestag Ende Februar grünes Licht gegeben.
Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) ahnt schon, dass der Weg für und in Mali lang und steinig wird. Ein Spaziergang sieht anders aus. Auch die Tatsache, dass deutsche Pioniere ihre malischen Kameraden in einem Camp 60 Kilometer von der Hauptstadt Bamako und somit Hunderte Kilometer entfernt von der eigentlichen Front ausbilden, bedeutet nicht, dass sie auch sicher sind.
Selbstmordattentäter nach afghanischem Muster können auch die EU-Mission in Mali treffen, erst recht, sollten die Soldaten für Zwecke der Ausbildung das Camp verlassen. Auslandseinsätze deutscher Soldaten sind in einer Zeit, in der die Bundeswehr zur Armee im Einsatz gewachsen ist, nicht die Ausnahme, sondern die Regel.
Aktuell stehen, patrouillieren, beobachten oder kämpfen deutsche Soldaten außer in Mali noch in Afghanistan, in der Türkei, im Kosovo, am Horn von Afrika, vor der libanesischen Küste, im Mittelmeer sowie in vier Missionen mit kleinem deutschen Anteil in afrikanischen Staaten. Dabei können Auslandseinsätze nie zum Normalfall werden, weil in Krisen- und Kriegsgebieten ohnehin wenig normal ist.
Jetzt also Mali. Für zunächst zwölf Monate hat der Bundestag die Mandate für Ausbildung und Unterstützung bewilligt. Die Kriseneinsätze der Vergangenheit haben gelehrt: Mit der Dauer des ersten Mandates ist es meistens nicht getan. Aller Voraussicht nach werden Soldaten der Bundeswehr auch über 2014 hinaus in dem westafrikanischen Land auf Posten sein. Ein Abzug, da muss man ehrlich sein, ist eigentlich nur zu vertreten, wenn die Ziele der Mission halbwegs erreicht sind. Und das kann dauern.