Kommentar Die EU und die Plastiktüte: Abbaubar

Die "Jute statt Plastik"-Kampagne ist wieder da. Dieses Mal ausgelöst vom europäischen Gesetzgeber selbst. Dabei ist Brüssel an der Plastiktüten-Flut nicht ganz unbeteiligt. Bei der Reform der Verpackungsrichtlinie wurde nämlich schlampig gearbeitet.

Das Gesetzeswerk differenziert nicht exakt zwischen biologisch abbaubaren Erzeugnissen, die unter natürlichen Bedingungen in der Umwelt wieder zersetzt werden, und biologisch verwertbaren Produkten, die lediglich in industriellen Kompostieranlagen recycelt werden können. Der Verbraucher wird also schlicht in die Irre geführt, wenn man ihm Plastiktragetaschen in die Hand drückt, die nicht eindeutig gekennzeichnet sind.

Gerade die Diskussion in Deutschland hat, auch wenn sie ideologisch geführt wurde, dazu beigetragen, eine Vielzahl von umweltschonenden Alternativen zu finden. Das haben andere Mitgliedstaaten offenbar vernachlässigt. Die Idee, den Verbrauch über den Preis zu führen, funktioniert. Auch das hat die Entwicklung in der Bundesrepublik gezeigt.

Die Situation ist vor allem deswegen schwer verständlich, weil Brüssel in den letzten Jahren gleich mehrfach seine Gesetze zur Abfallbeseitigung nachgebessert hat. Dabei hat man die rund vier Millionen Plastiktüten, die allein in der Union hergestellt werden, schlicht übersehen.

Dass der Umweltkommissar diesen Mangel durch einen stetig steigenden Kostenbeitrag korrigieren will, ist richtig. Deutlich besser wäre es aber, eine Koalition mit den Herstellern zu schmieden, damit sie auf biologisch verantwortbare Tragetaschen umsteigen.

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