Kommentar Die Euro-Offensive des Markus Söder - Dr. Rotstift und Mr. Geiz

Wenn es schon sonst keiner aus der Union mit Ministerrang laut fordert, Markus Söder tut es. Griechenlands Weg raus der Euro-Zone, zurück zur Drachme sei quasi unausweichlich. Kaum ist die Kanzlerin im Urlaub, spricht der bayerische Finanzminister aus, was viele denken, aber sich nicht zu sagen trauen.

Griechenland ist in der Euro-Zone unrettbar verloren, so die Botschaft. Söder, als wäre er Dr.Rotstift und Mr. Geiz, will der Regierung in Athen kein weiteres Geld mehr hinterherwerfen, weil Griechenland der echte Wille zu Sparen und Reformen fehlt.

Nun gut, Bayern besitzt Sonderstatus, kulturell und auch im föderalen System. Und Söder, Herr über die öffentlichen Finanzen im Freistaat, hat sicher auch die Landtagswahlen 2013 im Hinterkopf, wenn er künftig keinen Euro mehr nach Athen überweisen will. Ob Söder (auch politisch) richtig rechnet, ist dabei völlig offen.

Denn: Die Staaten der Euro-Zone bleiben auf den griechischen Euro-Schulden sitzen, wenn Athen zur Drachme zurückkehrt. Zudem sind die systemischen Folgen eines Euro-Austritts Griechenlands für Wackelkandidaten wie Portugal oder Irland unkalkulierbar, ebenso mögliche Entwicklungen daraus für Italien und Spanien.

Genau deswegen wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble just über ein solches Szenario nicht spekulieren. Söder darf das. Er hat im Bund keine Verantwortung. Und Bayern keine eigene Landeswährung, die durch Spekulationen beschädigt werden könnte.

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