Kommentar zur Buchmesse Die Gedanken sind frei

Der Autor Salman Rushdie hat am Dienstag in Frankfurt seine Existenz in einer bitteren Einsicht gespiegelt: "Literatur ist stark, aber Autoren sind schwach. Ihre Leben können zerstört werden, selbst wenn ihre Werke bleiben. Das ist kein großer Trost, wenn man tot ist."

Rushdie wird mit dem Tod bedroht, weil er das Grundrecht eines Autors in Anspruch genommen hat: ein Buch zu schreiben, seinen Gedanken Ausdruck zu verleihen.

1988 erschien der Roman "Die satanischen Verse". Ein Jahr darauf rief das damalige geistliche Oberhaupt des Iran, Ajatollah Khomeini, in einer Fatwa zur Ermordung Rushdies auf. Die Fatwa wurde nie widerrufen. Den Auftritt Rushdies bei der Frankfurter Buchmesse gestern hat der Iran als Provokation empfunden und die Teilnahme seiner Verlage abgesagt. Damit kann die Buchmesse leben, denn sie repräsentiert ja nicht nur das große Geschäft mit Büchern, sondern die Freiheit von Worten und Ideen.

Religiös motivierte Zensur und selbstherrlich ausgesprochene Fatwas bedrohen alle Autoren, denen unterstellt wird, anti-islamische Positionen zu vertreten. Der Autor Hamed Abdel-Samad hat jetzt im Droemer Verlag den Bestseller "Mohamed. Eine Abrechnung" veröffentlicht. Seit zwei Jahren muss der in Ägypten geborene Abdel-Samad mit einer Fatwa leben. Als er sein neues Buch im Heimathafen Neukölln in Berlin vorstellte, wurden die Taschen des Publikums untersucht. Personenschützer standen in den Kulissen, und draußen parkte ein Mannschaftswagen. Meinungsfreiheit muss geschützt werden - 2015 in Deutschland.

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