Klimadebatte nach Unwetter-Katastrophe Die Grenzen der Bilanz

Meinung | Bonn · Die Klimaleugner kämpfen angesichts der Unwetter-Katastrophe ihre hoffentlich letzten Rückzugsgefechte. Denn es liegt auf der Hand, kommentiert unsere Autorin: Wer zögert und zaudert, bezahlt die Zeche mit Katastrophen wie dieser.

 Die Eisenbahnbrücke in Altenahr ist zerstört. Aber auch zahlreiche Häuser des Ortes sind nicht mehr bewohnbar oder stark beschädigt.

Die Eisenbahnbrücke in Altenahr ist zerstört. Aber auch zahlreiche Häuser des Ortes sind nicht mehr bewohnbar oder stark beschädigt.

Foto: dpa/Boris Roessler

Die Ruhe nach dem Unwetter währte knapp eine Woche, schon tauchen sie wieder auf, die Klimaleugner und Querdenker. In Sozialen Medien, auf dem politischen Parkett und zwischen den Trümmern entbrennen letzte Rückzugsgefechte, ob ein solches Jahrhundert- oder sogar Jahrtausend-Unwetter dem Klimawandel geschuldet ist. Unglaublich, angesichts der wissenschaftlichen Erkenntnise.

Nach dem Entsetzen über die zerstörerische Kraft des Wassers folgte in nahezu allen ersten Stellungnahmen der Hinweis auf den Klimawandel und die Notwendigkeit, zu handeln. Zu offensichtlich ist es, dass diese Sintflut wie die Höllenhitze auf der anderen Seite des Globus stehenden Wetterlagen entspringt, erst die globale Erwärmung hervorgebracht hat.

Wie bequem und einfältig

Lässt sich das überhaupt noch bezweifeln? Für wahlkämpfende Politiker anscheinend keine Frage mehr. Mit einer Ausnahme: „Hybris“ tönt es aus den Reihen der AfD sei der Gedanke, dass die Menschen und ihr Handeln das Klima beeinflussten. Wie bequem und einfältig zugleich.

Aber auch jenseits der Politik flammen Kontroversen auf – mit einseitigen Argumenten, die zuvorderst dazu dienen, den Status quo zu zementieren, um möglichst keinen Verzicht üben zu müssen und fast immer die andere Seite ausblenden. Wer zum Beispiel die Ineffizienz von Batterieautos inklusive der umweltzerstörenden Rohstoffgewinnung anprangert, muss sich fragen lassen, ob er die Schäden beim Abbau von Ölschlämmen für CO2-ausstoßende Verbrennung geflissentlich übersieht. Wer Atomstrom für eine klimafreundliche Energie hält, die zu leichtfertig ad acta gelegt wurde, brauchte eine Antwort auf die Fragen der Sicherheit und der Endlagerung radioaktiver Abfälle, die eine Hypothek für kommende Generationen bedeuten. Und wer die Solarstromerzeugung in den Wüsten Afrikas oder Saudi-Arabiens für ein geopolitisches Wagnis hält, sollte mal einen Blick auf die Länder werfen, die auf dem knapper werdenden Öl sitzen.

Am Ende geht es um eine Frage der Bilanzgrenzen. Räumlich, zeitlich und finanziell. Wer zögert und zaudert, bezahlt die Zeche mit Katastrophen wie dieser.

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