Kommentar Die Jahresauftaktklausur der CSU - Der absolute Seehofer
Bloß keine Vorfestlegung. Das ist nichts für Horst Seehofer. Schließlich ist der flexible Standpunkt eine große Stärke des CSU-Chefs, erst recht in einem Wahljahr.
Zuletzt hat Seehofer auch grün geblinkt, aber bitte: So war das nicht gemeint. Der bayerische Ministerpräsident hat öffentlich lediglich darüber nachgedacht, was denn sei, wenn Wunschpartner FDP es am Ende nicht über die Fünf-Prozent-Hürde schafft. Der Wunsch ist in der Politik das eine, das Wahlrisiko das andere.
Also wappnet sich Seehofer, ohne sich festzulegen. Schwarz-Grün, so hat sich der CSU-Chef vielleicht gedacht, ist allemal besser als Rot-Grün. Die Grünen unter schwarzer Führung, naja, damit wird Seehofer CSU-Stammwähler nur sehr bedingt begeistern. Doch ein Testballon musste sein. Der kann landen. Irgendwo.
Zu Beginn dieses Wahljahres werden Seehofer und die Christsozialen die eigenen Stärken, die Identität und die Sorge um den Ausverkauf deutscher (Euro-)Interessen betonen.
In Krisenzeiten setzen viele Menschen lieber auf Bewährtes. Erst recht im traditionsbewussten Bayern. Die absolute Mehrheit ist für die CSU nicht unerreichbar. Für Seehofer wäre eine Rückkehr zu einer Alleinregierung ein Riesenerfolg.
Erst der Absturz bei der Landtagswahl 2008 auf für CSU-Verhältnisse mickrige 43,4 Prozent hatte seinen Weg an die Spitze von Partei und Landesregierung möglich gemacht. Seither regiert Seehofer in Manier eines Herrschers. Mal adelt er Parteifreunde, dann wieder putzt er sie runter. Das macht ihn in der CSU nicht unumstritten. Deswegen braucht Seehofer einen Mitstreiter: den Wahlerfolg.
