Kommentar Die Lage in Ägypten - Fanal

Erstmals seit mehreren Jahren sind wieder Touristen auf dem Sinai Ziel eines Terroranschlags geworden. Ägyptens Tourismusbranche hat seit den 90er Jahren immer wieder Rückschläge erlitten, weil Urlauber von Dschihadisten getötet wurden.

Die Einbrüche für einen der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes waren aber jeweils nur vorübergehend. Seit dem Sturz Mubaraks 2011 und anschließend seines Nachfolgers Mursi im Juli 2013 sieht das anders aus: eine nachhaltige Erholung ist nicht in Sicht.

Dass am Sonntag vier Menschen in einem Reisebus kurz vor dem Grenzübertritt nach Israel den Tod fanden, ist ein Fanal für den starken Mann Ägyptens, Abdel Fattah al-Sisi, der sich in den nächsten Wochen zum neuen Präsidenten des Landes wählen lassen will. Zu der Tat bekannte sich gestern die Terrorgruppe "Ansar Beit al Makdess", die zusammen mit gut einem Dutzend anderer Salafistenvereinigungen auf dem Sinai aktiv ist, aber auch schon in der Hauptstadt Kairo zugeschlagen hat.

Armeechef und Verteidigungsminister Sisi gilt als aussichtsreichster Kandidat bei den Wahlen, weil viele Ägypter sich von ihm eine Erholung der Wirtschaft und eine Rückkehr zu Stabilität erhoffen. Genau diese Hoffnungen aber wollen die Terroristen zunichte machen, indem sie zuletzt wiederholt Gasleitungen angegriffen haben und nun auch touristische Ziele im Blick haben.

Taba, wo der jüngste Anschlag passierte, ist wie die übrigen Badeorte am Roten Meer schwer vom Militär bewacht. Dass die Täter trotzdem den Anschlag verüben konnten, sagt viel über die Fähigkeiten der ägyptischen Sicherheitskräfte aus.

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