Kommentar Die Linke in der Krise - Fremde Freunde

Parteifreunde = Parteifrieden? So hätten sie es gerne, die Parteifreunde. Es könnte so schön sein. Aber das ist es häufig nicht. Die Linke liefert seit Monaten Beispiele am laufenden Band, dass es mit der Parteifreundschaft unter vielen Genossen in Ost und West nicht weit her ist.

Unverblümt spricht Gregor Gysi über offenen Hass in der Bundestagsfraktion der Linken. Die Vokabel von der Spaltung der Partei geht um, womöglich als sich eines Tages selbsterfüllende Prophezeiung.

Keine Frage, die Linke verharrt auch in den Tagen nach dem heftigen Göttinger Parteitag in der selbst gemachten Krise. Ob sie auf Dauer eine gesamtdeutsche Partei bleibt oder ob Ostteil und Westflügel der 2007 aus (ostdeutscher) PDS und (westdeutscher) WASG fusionierten Politorganisation getrennte Wege gehen, ist ein Experiment im laufenden Betrieb.

Die Links-Genossen fühlen und verhalten sich vielfach wie fremde (Partei-)Freunde. Die neuen Vorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger habe eine Chance, dies schon. Doch allzu viel Schonzeit werden ihnen auch die Parteiflügel kaum einräumen.

Reden hat noch immer geholfen, selbst unter Parteifreunden. Wenn die Linke an ihrem bundesweiten Überleben Interesse hat, müssen die Polarisierer gebändigt, ja, zurückgedrängt werden.

Falls nicht, darf sich die Linke zwar einer lebendig-berüchtigten Streitkultur rühmen, muss aber damit rechnen, dass sie an sich selbst zu Grunde geht. Kipping und Riexinger haben viel zu verlieren. Und noch mehr zu gewinnen, wenn sie es schaffen, die Partei zu einen.

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